Minden. Welche Schwerpunkte bilden wir in den einzelnen Gemeinden? Was lassen wir künftig weg? Welche gemeinsamen Projekte bringen wir auf den Weg? Um Fragen wie diese ging es auf der Zukunftskonferenz des Planungs- und Kooperationsraums Minden-West Mitte Juni im Gemeindezentrum St. Jakobus.

Zu Beginn der von Superintendent Michael Mertins moderierten Tagung berichteten die in Minden-West aktiven Arbeitsgruppen über den aktuellen Stand ihrer Bemühungen. Aktuell bestehen Arbeitsgruppen zu den Themen Immobilien, Seelsorge, Öffentlichkeitsarbeit, Konfirmandenarbeit, Kirchenmusik und Kultur. Sie alle haben im ersten Schritt eine Bestandsaufnahme gemacht und schauen nun, welche Angebote in Zukunft sinnvoll sind. Die Arbeitsgruppe „Junge Erwachsene“ pausiert, weil sie wegen zu geringer Beteiligung nicht handlungsfähig war.

Verzicht auf einzelne Angebote

Im zweiten Schritt gingen spontan gebildete Diskussionsgruppen den eingangs erwähnten Fragen nach. Vergleichsweise viele und konkrete Antworten gab es auf die Frage, was künftig weggelassen werden kann oder muss. Von maroden Gebäuden mit geringer Frequenz werde man sich trennen müssen, ebenso von dem Gedanken, jeden Sonntag an jedem Standort Gottesdienste anzubieten. Gemeindebriefe für jeden Pfarrbezirk und jede Gemeinde einzeln seien nicht mehr zu leisten und auch nicht zeitgemäß. Ebenfalls nicht mehr aufrecht zu erhalten sei der Anspruch, alle (Geburtstags-)Besuche müsse am besten die Pfarrperson persönlich machen.

Chancen für Kooperationen

Gemeinsame Projekte können sich die Teilnehmer*innen an der Zukunftskonferenz am ehesten in den Bereichen Kirchenmusik, Seelsorge und Öffentlichkeitsarbeit vorstellen. Bestehende Anlaufpunkte für seelsorgerliche und diakonische Angebote wie Thomas‘ Wohnzimmer, das Begegnungszentrum in Bärenkämpen, das Wichernhaus und die Simeons Herberge könnten gestärkt und weniger nachgefragte Angebote dafür zurückgebaut werden. In der Kirchenmusik besteht bereits eine gute Vernetzung insbesondere in der Innenstadt und zur Christuskirche, die gut ausgebaut werden könnte. In der Öffentlichkeitsarbeit könnte schon jetzt kooperiert werden, indem zum Beispiel für bestimmte Themenbereiche wie Kirchenmusik oder Jugendarbeit Gemeindegrenzen-übergreifende Programm-Übersichten erarbeitet würden; diese könnten dann gemeinsam mit den bestehenden Gemeindebriefen verteilt werden.

Bildung von Schwerpunkten

Zum Thema Schwerpunktbildung wurde deutlich, dass in allen Arbeitsbereichen zunächst ein sehr präziser Überblick hergestellt sein muss: Sobald zum Beispiel im Bereich Konfirmandenarbeit feststeht, welche unterschiedlichen Modelle es im Planungsraum gibt, kann bewertet werden, welche davon den größten Zuspruch haben und besonders zukunftsfähig sind. Auf diese Modelle müssten dann künftig die Schwerpunkte gesetzt werden.

Best Practice

Im dritten Teil der Zukunftskonferenz in St. Jakobus präsentierten einzelne Gemeinden „Best-Practice“-Beispiele, also innovative und richtungsweisende Projekte, an denen andere Gemeinden sich eventuell ein Beispiel nehmen können.

So entsteht in St. Marien eine neue Situation dadurch, dass Sabine und Jörg Bade in den Ruhestand gehen und dass ihre Pfarrstellen nicht wieder besetzt werden. St. Marien hat das zum Anlass genommen, einen Predigtplan im „Rotationsprinzip“ zu entwickeln. Demnach gibt es in St. Marien und in der Christuskirche jeweils einen Sonntag pro Monat ohne Gottesdienst, an allen anderen Predigtstätten sind es monatlich zwei Gottesdienst-freie Sonntage. Der Kindergottesdienst rotiert von einem Gemeindehaus zum nächsten; Konfirmandenunterricht findet künftig nur noch an drei Standorten statt.

Die reformierte Petri-Gemeinde berichtete über eine Fragebogen-Aktion, mit der es gut gelungen sei, die Gemeindeglieder darauf vorzubereiten, dass nach der für Oktober anstehenden Pensionierung von Bernhard Speller statt einer ganzen nur noch eine halbe Pfarrstelle zur Verfügung stehen  wird. Dank der Fragebögen habe jedes Gemeindeglied die Chance gehabt zu sagen, was ihm in der Gemeindearbeit besonders wichtig ist, worauf verzichtet werden könnte und was unbedingt erhalten bleiben sollte. Das Presbyterium habe dadurch wichtige Impulse für die weitere Planung erhalten und die Gemeindeglieder hätten sich in der durchaus schwierigen Situation gut mitgenommen gefühlt.

Der nächste Termin im Planungs- und Kooperationsraum Minden-West ist ein Treffen des Zukunftsrats am Mittwoch, 4. September, um 19 Uhr im Gemeindehaus in Barkhausen (Pfarrstraße 8, 32457 Porta Westfalica).