An Sankt Martin war ich das erste Mal in einer katholischen Kirche. Und das kam so: Ich bin in Düsseldorf groß geworden und meine Grundschule lag neben der katholischen Pauluskirche. Düsseldorf ist mehrheitlich katholisch und so gab es an St.Martin nicht nur zu Hause eine Martinstüte mit Süßigkeiten, sondern auch in jedem Stadtteil einen eigenen Martinszug. Mit einem Sankt Martin mit echtem Pferd – von der berittenen Polizei. In der Schule haben wir schon rechtzeitig mit dem Martinslaternenbasteln angefangen und dann kam der Nachmittag des Martinsumzugs. Startpunkt war die Pauluskirche und meine katholische Freundin sagte mit Bestimmtheit „ Jetzt müssen wir erst in die Kirche zum Laternensegen.“ Das kannte ich nicht und so fragte ich: „Warum?“
„Na, willst du etwa, dass deine Laterne abbrennt?“ war die Antwort. Damals gab es noch echte Kerzen in den Laternen und meinem Bruder war dadurch schon seine Laterne abgebrannt.
„Natürlich nicht!“ sagte ich erschrocken. „Eben“ erklärte meine Freundin „darum müssen wir uns erst den Segen holen, damit nichts passiert. Komm mit, ich zeige es dir.“ So ging ich mit ihr in die Kirche und mit uns drängten sich dort viele Kinder mit ihren Laternen. Der Priester erinnerte uns an Sankt Martin, wir haben gebetet und dann forderte er uns alle auf unsere Laternen hoch zu halten. Dann endlich bekamen wir den Segen für unsere Laternen – damit nichts passiert. Ich bin damals heil mit meiner Laterne nach Hause gekommen. Und ich war nachdenklich geworden. Ich hatte verstanden: Es ist nicht selbstverständlich, wenn alles gut geht. Und: ich habe es nicht in der Hand, ob alles gut geht oder nicht.
Es braucht Gottes Segen, damit nichts Schlimmes passiert.
Später lernte ich dann, dass eine abgebrannte Laterne ein verhältnismäßig kleines Übel ist. Und wenn doch etwas Schlimmes passiert – wo ist dann der Segen?
Ich habe erlebt, dass sich der Segen dann darin gezeigt hat, dass mir Freunde aber auch ganz fremde Menschen, zur Seite gestanden haben, mir ein gutes Wort gesagt haben und mir durch die schwere Zeit geholfen haben. Und so wünschen wir uns gegenseitig: Bleib gesund! Komm gut nach Hause! Das ist ein kleiner Segen für den Alltag. Wir spüren, wie gefährdet wir und unsere Lieben sind und möchten uns unter Gottes Schutz und Segen stellen. Und so wünsche ich Ihnen allen: Gehen Sie unter Gottes Segen in die kommende Woche!
Pfarrerin Katja Reichling
Mariengemeinde Bezirk 3/Christuskirche und Martinigemeinde