Minden. Eine schöne Mischung aus Sommerfest, politischem Statement, christlichem Miteinander und Open-Air-Konzert war der „1. Ökumene-Tag in Minden“ am vergangenen Wochenende auf dem Kleinen Domhof in Minden. Bei strahlendem Sonnenschein hatte die gemeinsame Veranstaltung von sieben christlichen Kirchen den ganzen Tag über regen Zulauf. Beteiligt waren der Evangelische Kirchenkreis Minden, die Evangelisch-freikirchliche Gemeinde „Kirche am Glacis“, die Evangelisch-freikirchliche Gemeinde „Kirche für Minden“, die Evangelisch-Methodistische Kirche Minden, die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde Minden, der Katholische Pastoralverbund Mindener Land und die Neuapostolische Kirche Minden. Sie alle bilden die „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Minden und Umgebung“ (ACK).

Wie die ACK im Vorfeld angekündigt hatte, sollte der Ökumene-Tag unter dem Motto „Was die Gesellschaft zusammenhält – und was die Kirchen dazu beitragen können“ u. a. zeigen, dass Kirche, ihre Angebote und ihre Werte auch heute noch relevant sind, und zugleich dafür werben, Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt auch in schwierigen Zeiten zu bewahren. Das ist zweifellos gelungen – und obendrein entstand ein kurzweiliger Tag mit  Spiel-Angeboten für Kinder, vielfältigen kulinarischen Angeboten und guten Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Konfessionen.

Die Veranstaltung begann mit dem Auftritt mehrerer evangelischer Posaunenchöre unter der Leitung von Kreisposaunenwart Lothar Euen als Beitrag zu dem in Minden beliebten Format „Martini um 12“ an der Martinitreppe. Dabei waren u. a. auch die drei Stücke zu hören, die auf dem Deutschen Evangelischen Posaunentag im Mai in Hamburg als die drei besten ausgezeichnet wurden: „Brass Fantasia“, „Segel setzen“ und „Wie ein neuer Tag“.

Anschließend präsentierten auf einem „Markt der Möglichkeiten“ auf dem Kleinen Domhof die Veranstalter-Kirchen, Gemeinden und kirchliche Dienste ihre vielfältigen Angebote.

Am frühen Nachmittag fand auf einer Bühne vor dem Dom eine Podiumsdiskussion zum Motto des Ökumene-Tags statt. Teilnehmer an der Diskussion waren Ali Dogan, Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, Michael Jäcke, Bürgermeister der Stadt Minden, Dr. Jan-Dirk Döhling, Landeskirchenrat und Dezernent für Fragen der gesellschaftlichen und politischen Verantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Michael Bredeck, Domkapitular im Erzbistum Paderborn und Harald Rückert, Bischof der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland.

Viele differenzierte und detaillierte Antworten, die hier nicht alle wiedergegeben werden können, gaben die Diskussions-Teilnehmer auf die Frage, was die Gesellschaft heutzutage zusammenhält. Vom Grundgesetz und von Zivilcourage war ebenso die Rede wie von christlichen Werten und von den Angeboten der Diakonie und der Caritas; auch von Humor und Hilfsbereitschaft unter Nachbarn wurde gesprochen.

Auf die Frage danach, was die Kirchen auch heute noch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft tun können, sprachen sich interessanterweise gerade die beiden nicht-kirchlichen Vertreter, Landrat Dogan und Bürgermeister Jäcke, entschieden dafür aus, dass die Kirche sich im gesellschaftlichen Diskurs mehr zu Wort melden sollte. Jenseits politischer oder durch Machtstreben motivierter Interessen könne Kirche objektiv auf gesellschaftliche Entwicklungen schauen und sozial Schwachen ein Rückgrat geben – und sollte deshalb eine Führungsrolle übernehmen, sagte Dogan. Trotz hoher Kirchenaustrittszahlen seien christliche Werte ja noch da, urteilte Jäcke und formulierte: „Vielleicht macht sich Kirche manchmal kleiner als sie ist“.  Tatsächlich sei die Gesellschaft in vielen Bezügen – wie zum Beispiel in der Pflege und beim Thema ehrenamtliches Engagement – deutlich auf Kirche angewiesen; Kirche habe das Zeug dazu, wichtige Impulse zu setzen, gesellschaftliche Debatten anzuführen und zu moderieren.

Auf der Seite der Kirchenvertreter brachte insbesondere Harald Rückert, Bischof der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland, den Gedanken ins Spiel, dass die Kirchen eventuell mehr ausrichten könnten und mehr gehört würden, wenn die großen und die kleineren Kirchen häufiger gemeinsam auftreten und ihre Stimme erheben würden. An die Podiumsdiskussion schloss sich ein ökumenisches Friedensgebet für Stadt und Land an, das Vertreter aller beteiligten Kirchen  gemeinsam beteten.

Krönender Abschluss des Ökumene-Tags war ein Auftritt von Judy Bailey und ihrer Band am späteren Nachmittag. Bailey genießt in kirchlichen Kreisen einen exzellenten Ruf als christliche Pop-Musikerin. In Deutschland ist sie vor allem bekannt durch Auftritte auf evangelischen Kirchentagen, Katholiken-Tagen und christlichen Jugend-Festivals. Zuletzt war sie beispielsweise auf dem Katholiken-Tag in Erfurt dabei. Aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten hat sie viele Fans. Anderthalb Stunden lang begeisterte die in London geborene und auf Barbados aufgewachsene Musikerin das Publikum auf dem Kleinen Domhof mit Funk-, Soul- und Gospelmusik. Mit Sicherheit hat sie durch ihren Auftritt nun auch in Minden etliche Fans dazugewonnen.