„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Timotheus 1,7).
Mit größter Sorge sieht die Synode des Ev. Kirchenkreises Minden auf das aktuelle Infektionsgeschehen in unserem Land und Kreis Minden-Lübbecke, einem der Landkreise mit den höchsten Inzidenzen in ganz Nordrhein-Westfalen. Diese hohen Inzidenzzahlen, die anhaltend kritische Situation in den Krankenhäusern und die trotzdem noch immer viel zu hohe Zahl an Impfskeptikern/innen und Impfgegnern/innen erfordern unsere eindeutige Stellungnahme. Deshalb richten wir unseren dringenden Appell an alle Menschen, die noch nicht gegen das Corona-Virus geimpft sind, obwohl dies für sie aus medizinischer Sicht möglich ist und obwohl ihnen diese Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird:
Bitte lassen auch Sie sich zum Schutz gegen das Corona-Virus impfen!
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft…“ Auch Sie können aktiv mithelfen, die Covid-19-Pandemie zu überwinden, indem auch Sie sich impfen bzw. Ihre Impfung auffrischen („boostern“) lassen. Wir können tatsächlich etwas gegen diese Seuche tun! Wir müssen nicht nur ängstlich darauf hoffen, dass wir uns nicht infizieren und die Pandemie irgendwann vorbei sein wird. Beten lässt uns das Leid in der Welt nicht nur ertragen; Beten gibt uns auch die Kraft, dagegen anzukämpfen. Mit Ihrer Impfung schützen Sie nicht nur sich selbst sondern auch Ihre Mitmenschen vor der Krankheit, die bislang noch unheilbar ist. Seit Beginn der Pandemie sind über 100.000 Menschen allein in Deutschland an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Viele Menschen haben ihre Infektion zwar überlebt, leiden aber auf unabsehbare Zeit an schlimmen Langzeitfolgen wie Verlust des Geschmacks- oder des Geruchssinnes, an Einschränkungen der Lungenfunktion oder anderen schweren Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit. Diese Folgen einer Corona-Infektion sind eine traurige Wirklichkeit und wissenschaftlich belegt – negative Langzeitfolgen durch die Schutzimpfung dagegen nicht. Wir respektieren die Sorgen und Ängste der Menschen, die sich noch nicht für eine Impfung entscheiden konnten. Wir möchten mit ihnen im Gespräch bleiben. Aber wir ermutigen Sie: Lassen Sie sich nicht von Ängsten bestimmen, sondern überwinden Sie die Ängste mit aller Kraft. Gegen die lebensbedrohlichen Risiken einer Infektion können Sie sich impfen lassen. So können Sie Angst durch Ihr verantwortungsbewusstes Handeln überwinden. Die schweren Infektionsverläufe, die zu Behandlungen auf Intensivstationen führen und gegenwärtig die Betten für andere Patienten/innen knapp werden lassen, betreffen überwiegend Infizierte ohne Impfschutz. Impfen schützt zwar nicht absolut vor einer Infektion, kann aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen schweren Infektionsverlauf verhindern. Bei Vorerkrankungen kann es trotz Impfschutzes zu schweren Verläufen, sogenannten „Impfdurchbrüchen“, kommen. Die belegen aber keineswegs eine von Impfgegnern/innen behauptete Wirklosigkeit der Impfung. Vielmehr zeigen solche „Impfdurchbrüche“, wie gefährlich das Virus besonders für die Gruppe der Vorerkrankten ist. Gerade sie müssen geschützt werden. Besonders für sie müssen sich alle kraftvoll gegen die Pandemie stemmen.
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern … der Liebe…“ Für uns Christen/innen ist Jesu Gebot der Nächstenliebe Richtschnur unseres Handelns. In der aktuellen Pandemie bedeutet dieses Gebot, dass wir uns auch zum Schutz anderer impfen lassen. Die Nächstenliebe verbietet uns, das Risiko einzugehen, das für manche tödliche Virus zu übertragen. Nächstenliebe lässt uns die Gesundheit und Unversehrtheit unserer Mitmenschen ethisch höher erachten als unsere eigenen Freiheiten; diese dürfen für uns Christen/innen niemals zulasten des Lebens anderer gelebt werden. Die Nächstenliebe verbietet uns jede Verharmlosung oder Leugnung der Covid-19-Pandemie. Denn dadurch würden die Opfer und deren Angehörige verhöhnt werden – und auch diejenigen, die bis zur Erschöpfung gegen die Pandemie ankämpfen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Wir unterstützen alle, die ihre Kraft einsetzen im Kampf gegen die Pandemie. Wir wehren uns gegen Impfgegner/innen, die sie verunglimpfen wollen.
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern … der Besonnenheit.“ Gott hat uns Menschen den Verstand geschenkt, um ihn einzusetzen auch gegen unsere Angst. Die wissenschaftlichen Fakten zeigen eindeutig: Die Pandemie kann nur durch Impfen des Großteils der Bevölkerung überwunden werden – dazu fehlen in Deutschland aber noch zu viele Menschen, die sich impfen ließen. Dies liegt auch an unbesonnenen Desinformationen. Mit Sorge nehmen wir die Falschinformationen von Impfgegnern/innen insbesondere in den sozialen Medien wahr. Wir mahnen zu Wahrheit und Besonnenheit im gesellschaftlichen Diskurs. Kein Ziel rechtfertigt Lügen oder Verunglimpfung von Andersdenkenden. Wir widersprechen allen Verschwörungsmythen von sog. „Querdenkern“ und anderen Impfgegnern/innen, egal ob sie aus einem rechtsextremen oder alternativen Milieu stammen. Wir widersprechen allen, die irrationale Ängste schüren, indem sie behaupten, die Pandemie sei eine Erfindung und Impfungen würden negative Absichten verfolgen. Aufs Schärfste verurteilen wir auch hier jede Form von Antisemitismus.
Wir danken Gott dafür, dass er unsere Gebete erhört hat und uns bereits guter, wirksamer und sicherer Impfstoff in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Mit großer Sorge sehen wir aber den Impfstoffmangel in den ärmeren Ländern des Südens. Wir mahnen zu globaler Gerechtigkeit. Wir lehnen die religiösen Motive von Impfgegnerschaft ab, wonach Impfen als Ausdruck mangelnden Gottvertrauens verunglimpft wird; wer meint, man müsse nur genug an Gott „glauben“, um geschützt zu sein, versucht Gott und seinen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Jesus hat gezeigt, dass solcher Aberglaube, der den Verstand ausschaltet und deswegen Gesundheit und Unversehrtheit gefährdet, Gott nicht für sich in Anspruch nehmen kann; stattdessen mahnt er uns, Gott durch ein solches „Zutrauen“ nicht auf die Probe stellen zu wollen (Matthäus 4,5-7).
Gott hat uns ein wirksames Werkzeug zum Kampf gegen die Pandemie geschenkt. Er hat Menschen in den Dienst zur Erhaltung des Lebens gestellt und ihre Arbeit gesegnet. Er ruft auch uns in diesen Dienst. Dazu hat er uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
In diesem Geist unseres Gottes rufen wir, die Synode des Ev. Kirchenkreises Minden, alle Impfzweifler/innen innerhalb und außerhalb der Kirche auf: Lassen auch Sie sich impfen!
Minden, den 17.12.2021