Minden. Wie haben Kinder der NS-Zeit wahrgenommen, was in der kleinen und großen Welt vor sich ging?
Eine Ausstellung in der Offenen Kirche St. Simeonis präsentiert die Blättersammlung vom Zeichenunterricht der Jahre 1937 bis 1940 in der Volksschule des Dorfes Propsthagen im Schaumburger Land. Der damalige Lehrer Karl Blaume hatte die Sammlung der Zeichenblätter – zum Glück für die historische Forschung – aufbewahrt.
Alltag im Schweinestall, Bau der elektrischen Überlandleitung, militärischer Besuch im Klassenzimmer: Bunt und vielfältig dokumentieren die Zeichnungen aus dem Blick der Kinder das Neben- und Miteinander durch wirtschaftliche Modernisierung und politische Agitation hervorgerufener Prozesse der Veränderung am Ende der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts einerseits und scheinbar unbeeinträchtigter Idylle althergebrachten Dorflebens andererseits.
Die schulhistorische Ausstellung mit den rund 85 Jahre alten Zeichnungen der Generation(en) der (Ur-)Großeltern heutiger Grundschulkinder laden ein zum Nachdenken darüber, wie Menschen in ihrer Wahrnehmung der Welt – bewusst wie unbewusst – von Kräften und Ideologien ihrer Zeit geprägt werden, damals wie heute.
Eröffnet wird die Ausstellung in St. Simeonis am Dienstag, 8. März, um 17 Uhr. Der Kunsthistoriker und Kurator Dr. Oliver Glißmann wird inhaltlich in die Ausstellung einführen. Passend dazu wird Susanne Burgschweiger (Querflöte und Rezitation) Kinderlieder der damaligen Zeit vorstellen.
Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 9. April dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr. Die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen sind zu beachten.
Führungen für Schulklassen (ab Klasse 5) und andere Gruppen sind nach Vereinbarung möglich (Telefon: 0571 9341968 oder Mail an andreasbruegmann@gmx.de).
(Text: Pfarrer Andreas Brügmann / Offene Kirche St. Simeonis, Bild: Bastian Borchers / Schaumburger Nachrichten)