Mit diesen oder vergleichbaren Wünschen schließen zurzeit viele Emailkontakte oder Telefongespräche. Darin schwingt Mitgefühl mit und die österliche Hoffnung klingt nach: Gott, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, wird auch mein Leben behüten. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele (Ps 121,7) heißt es in der Gebetssammlung im Alten Testament.
Das Gefühl des „gut behütet sein“ ist eine Voraussetzung dafür, dass wir einen positiven Zugang zum Leben behalten. Denn wirklich jeder von uns lernt gerade, dass das Leben ungekannte Risiken birgt. Dennoch hilft mir das Bewusstsein, dass da einer über mir ist und mich behütet. In diesem Wissen kann ich anders durchs Leben zu gehen. Ich lebe nicht leichtsinnig, aber frei von diffusen Ängsten. Auch wenn unser Alltag gerade aus harten Fakten besteht, die unser „behütet sein“ auf den Prüfstand stellen.
Gott hat uns mit dem gutem Gefühl des „behütet sein“ versorgt und uns Verstand, Herz, sowie sein Wort gegeben. Damit sind wir gut ausgestattet. Der Verstand hilft, gute und richtige Verhaltensentscheidungen zu treffen und Einsicht zu zeigen. Er verhindert falschen Fakten und Versprechungen zu folgen. Das Herz ergänzt die nüchterne Einschätzung der Lage um die Erkenntnis, dass es jetzt nicht nur um uns selbst geht. Unser Herz sieht und erkennt andere Aufgaben als unser Verstand. Wie geht es dem Nachbarn neben mir? Welches Telefongespräch kann ich führen, damit sich ein anderer Mensch behütet fühlt? Wie kann ich jemanden mitten in seinen Sorgen ermuntern, eine Zukunft zu planen. Wie kann ich für denjenigen eine Stütze sein, dessen Leben gerade auf dem Kopf steht? Die gesuchten Antworten werden so vielfältig sein, wie die betroffenen Menschen mit ihren Lebenslagen. Sie zu finden ist entscheidend.
Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele – das wünsche ich Ihnen heute von ferne.
Ulrike Lipke
Pfarrerin, Mediothek in Minden