Bald ist Europawahl – und oft wird in der Wahlwerbung betont, wie wichtig der Beitrag der EU zum Frieden in Europa in den letzten Jahrzehnten war. Doch wäre ein Europa des Friedens eine bloße Idee geblieben, wenn nicht konkrete Menschen einander die Hand zu Frieden und Versöhnung gereicht hätten. Die Politikerinnen und Politiker, die nach den schrecklichen Erfahrungen der Kriege in Europa neue Anfänge des Friedens und des Miteinanders zwischen ihren Völkern machten, verdienen großen Respekt.
Frieden ist aber nicht nur eine Sache der Politik, sondern jedes Einzelnen. Ganz besonders Christinnen und Christen werden in der Bibel daran erinnert. „Friede sei mit euch“ – so begrüßte Jesus oft die Menschen. Er wünscht ihnen, dass ihr Leben nicht von Sorge und Angst, sondern von Frieden erfüllt sein soll. Und er gab denen, die ihm vertrauten, den Auftrag, Frieden weiterzutragen. „Selig sind die Friedensstifter“, so sagt Jesus in der Bergpredigt. Dahinter steckt das Wissen, dass Frieden nicht einfach so kommt. Er muss „gestiftet“, also angestoßen und erarbeitet werden. Auch der Verfasser des Hebräerbriefes weiß das. Er sagt: „Jagt dem Frieden mit allen Menschen nach“ (Hebräer 12, 14). Nachjagen – das klingt fast so, als ob der Frieden wie ein scheues Tier ist, das wegläuft, wenn man es erschreckt.
Frieden – das ist eigentlich ein Auftrag für alle. Von unseren Familien und der Nachbarschaft angefangen bis über die Grenzen von Völkern und Kulturen hinweg. Jede Begegnung mit anderen Menschen soll so zu einer Begegnung des Friedens werden. Das ist umso wichtiger, als uns an vielen Stellen Abgrenzung und Unfrieden begegnen.
Doch jede und jeder von uns kann dagegen Zeichen des Friedens setzen. Dazu gehört die Bereitschaft, zu vergeben und einander die Hand zum Frieden zu reichen. Das ist nicht immer leicht. Doch es liegt Segen darauf. Denn Jesu Wort gilt: “Selig sind die Friedensstifter“ (Matthäus 5, 9).
Thomas Salberg
Pfarrer, Ev. Kirchengemeinde Friedewalde