Der Ball rollt. Die Fußball-WM wird uns hoffentlich spannende und gute Spiele bringen.; am besten natürlich viele Tore der deutschen Elf. Und gleichzeitig drängt sich die Frage auf: Was wird eigentlich aus dem Sport, wenn er weiter von Menschen gemanagt wird, die nur ein Produkt vermarkten wollen?
Geht es doch in der Vermarktung der WM und bei den politischen Interessen des Gastgeberlandes nicht um die ursprünglichen Ideen von Spiel und Sport. Und die Sportfunktionäre selbst tragen dazu bei, daß die WM immer weniger durch die Aspekte des Sports geprägt wird. Für eine zukünftige Aufstockung der WM-Teilnehmer gibt es kein einziges sportliches Argument, ebenso wenig für eine Vergabe der WM nach Katar. Der Sport wird benutzt von skrupellosen Geschäftemachern.
Ähnliches erleben wir mit der Religion. Das Christentum wird von bestimmten Politikern benutzt, um die Ausgrenzung muslimischer Menschen zu betreiben, weil das in ihr politisches Konzept passt. Deshalb das Kreuz in öffentliche Behörden, Museen, usw. zu hängen, ist ein Hohn auf die Ziele der Religion: Versöhnung über Grenzen hinweg. Dass umgekehrt der Islam im großen Stil für politische Ziele mißbraucht wird, macht das Ganze nicht besser.
Sport und Religion sollen die Begegnung von Menschen fördern, Respekt und Miteinander einüben.
Dafür brauchen Menschen neben den Zwängen des Arbeitslebens einen Freiraum, der nicht von politischen und finanziellen Zielen überlagert werden darf.
Als der Staat in der Zeit des Nationalsozialismus die Kirche für seine Zwecke benutzte, wehrte sich die Bekennende Kirche: Ihr Statement hat heute für die Ev. Kirche Bekenntnischarakter. In der Barmer Theologischen Erklärung steht:
„Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“
Clemens Becht
Pfarrer in der Kirchengemeinde St. Marien, Bezirk St. Lukas