Die letzten Weihnachts-Dekorationen verschwinden allmählich restlos aus den Häusern. Der Weihnachtsfestkreis der Kirchen erlaubt sich noch bis zu diesem Sonntag zu bleiben. Der Wunsch der Weihnachtszeit schlechthin – „Friede auf Erden!“ (Die Engel verkündigten ihn zur Geburt Jesu, Lukas 2,14) – wird auch gleich mit entsorgt oder wenigstens nachrangiger bedacht auf dem alljährlichen und alltäglichen Markt der Möglichkeiten ?!?
Einblicke in die Geschichte, die sich im gerade angebrochenen Neuen Jahr 2018 jährt, eröffnen Haltungen:
1648 wurde nach dem 30-jährigen Krieg der Westfälische Friede in Münster und Osnabrück geschlossen. Der Katholikentag diesen Mai in Münster wird das aktualisieren und thematisieren.
1848 versammelte sich die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, um den Menschen eine gerechtere, demokratischere Verfassung zu geben. Die Mißstände in der Arbeitswelt, die ungerechten gesellschaftlichen Verhältnisse führten zu Veränderungsbestrebungen.
1918 endete der 1. Weltkrieg mit einem Friedensvertrag, der zum einen die erste demokratische Staatsform mit der Weimarer Republik ermöglichte, der zum anderen in seiner Ausgestaltung weiteren Unfrieden heraufbeschwor.
1948 gründete sich in Amsterdam der Ökumenische Rat der Kirchen. Sozial verantwortliche, friedensbewegte und kirchlich engagierte Menschen aus aller Welt hatten sich schon lange vor den Kriegen bemüht, zum Wohl der Menschen und zur Ehre Gottes gemeinsam eigene Strukturen zu nutzen und gemeinsame Strukturen aufzubauen.
1968 brach sich eine Bewegung Bahn, die die Gesellschaft und ihre Institutionen vom „Muff“ der Verkrustungen befreien wollte hin zu einer gerechteren Teilhabe an Ressourcen und Macht.
2018 ist das 2. Amtsjahr eines amerikanischen Präsidenten, der ein großer Unsicherheitsfaktor für den Weltfrieden ist.
Seit über 2ooo Jahren hallt der engelgleiche, weihnachtliche Ruf „Friede auf Erden!“ über die Welt. Eine kleinste Auswahl von historischen Begebenheiten zeigt, daß der Friede nur als „Frucht der Gerechtigkeit“ zu pflücken ist. Und der „Ertrag der Gerechtigkeit wird … Sicherheit sein“ ( Jesaja 32,17). Diese alte biblische Weisheit brauchte immer schon und braucht immer wieder kluge, weitsichtige Mitstreitende und empathisch Nachfolgende. Manchmal eher im stillen Nachdenken einer/eines Psalmbetenden, daß „Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“ mögen (Psalm 85,11); manchmal eher im vornehmen Ringen um praktische gerechte Lebensformen, wie sie ein „Friedensfürst“ (Jesaja 9,5 f ) umsetzen würde.
Iris Rummeling-Becht
Pfarrerin in der St. Lukas-Kirchengemeinde, Minden