Hille. In der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Oberlübbe-Rothenuffeln ist Ende letzter Woche einem ehrenamtlichen Mitarbeiter Hausverbot erteilt worden. Wie jetzt bekannt wurde, soll er über mehrere Jahre immer wieder junge Frauen sexuell bedrängt und belästigt haben. Damit soll er auch dann nicht aufgehört haben, wenn die jungen Frauen ihn nachdrücklich und wiederholt dazu aufforderten.
Der Tatverdächtige engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich im CVJM Rothenuffeln-Haddenhausen (Christlicher Verein Junger Menschen / Ortsverband Rothenuffeln-Haddenhausen), hat also zum Beispiel bei Ferienspielen und auf Jugendfreizeiten Kinder und Jugendliche betreut und begleitet. Bei Kindern, Jugendlichen, Eltern, Kolleginnen und Kollegen ist er sehr beliebt gewesen.
Nach bisherigem Kenntnisstand hat sich sein grenzüberschreitendes Verhalten insbesondere auf Kolleginnen im Ehrenamt bezogen, also auf junge Frauen, die ebenso wie er ehrenamtlich in der Jugendarbeit der Gemeinde aktiv waren. Auch Minderjährige sollen betroffen sein. Bislang ist nichts davon bekannt, dass er auch Jugendliche, die er betreut hat, bedrängt hätte.
Katrin Berger, Pfarrerin im Pfarrbezirk Rothenuffeln, Dieter Maletz, Pfarrer im Pfarrbezirk Oberlübbe, und die Verantwortlichen beim CVJM Rothenuffeln-Haddenhausen haben klar und entschlossen auf den Verdacht reagiert. Der Tatverdächtige ist umgehend all seiner ehrenamtlichen Ämter enthoben worden, hat Hausverbot bekommen und inzwischen sämtliche Schlüssel zu kirchlichen Räumen, die ihm anvertraut waren, abgegeben. Die beiden Pfarrpersonen haben Rat bei der Polizei eingeholt, sich mit Wildwasser e. V. in Verbindung gesetzt und umgehend die zuständigen Meldestellen informiert. Es sind dies die Fachstelle Prävention und Intervention der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, die Ansprechstelle des CVJM Westbunds und die Fachstelle Prävention beim Kirchenkreisverband Minden-Herford-Vlotho-Lübbecke.
Außerdem ist innerhalb kürzester Zeit ein Interventionsteam unter der Leitung von Superintendent Michael Mertins gegründet worden. „Wir verurteilen sexuelle Übergriffe aller Art aufs Schärfste und stellen uns klar auf die Seite der Betroffenen“, sagt Mertins. Dennoch hätten auch Tatverdächtige Persönlichkeitsrechte und es werde seitens des Kirchenkreises, der Gemeinde und des CVJM keine weiteren Informationen zur Person geben.
„Wir werden nun alles daran setzen, den Anschuldigungen nachzugehen und aufzuarbeiten, was wirklich geschehen ist und was nicht. Sollte es weitere Betroffene geben, möchten wir sie ausdrücklich ermutigen, sich zu melden – sei es bei der Kirche, beim CVJM, bei Wildwasser oder bei der Polizei.“
Für Donnerstag, 25. April, 19 Uhr, lädt das Interventionsteam zu einer Info-Veranstaltung im Gemeindehaus Haddenhausen ein (Biemker Straße 23, 32479 Hille). An diesem offenen Abend werden die Opferschutzbeauftragte der Polizei Minden, Birgit Thinnes, Pfarrerin Katrin Berger, Pfarrer Dieter Maletz und Superintendent Michael Mertins über den aktuellen Stand informieren und für Fragen von Betroffenen und Interessierten zur Verfügung stehen.
Ansprechpartner für Betroffene:
– Kirchengemeinde Rothenuffeln, Pfarrerin Katrin Berger, Telefon: (0151) 29 80 36 24
– Evangelischer Kirchenkreis Minden, Superintendent Michael Mertins, Telefon: (05 71) 837 44 32
– Fachstelle Prävention und Intervention der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, Marion Neuper, Telefon: (05 21) 594 381
– Ansprechstelle des CVJM Westbunds, Kerstin Möller, Telefon: (02772) 6 46 11 69
– CVJM Rothenuffeln-Haddenhausen, Selina Vieker, Mail: selina.vieker@gmx.de
– Zentrale Anlaufstelle help für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie, Telefon: 0800 5 04 01 12
– Wildwasser e.V. Minden, Telefon: (05 71) 8 76 77
– Polizei Minden, Birgit Thinnes, Telefon: (05 71) 88 66 47 00