Minden. Stattliche 810 Jahre alt ist die Mindener St.-Simeonis-Kirche. Ihre Anfänge reichen bis in die Gotik zurück, am 1. Juni 1214 ist sie geweiht worden. Das ist ein guter Grund, auch musikalisch einmal einen weiten Bogen zu spannen zwischen Gotik und Gegenwart. Das tat das Ensemble Horizonte mit Sängerin und zehn Instrumenten nun in einem Konzert unter dem Motto „Gotik und Gegenwart. Alte und neue Musik im Dialog“.
Gesänge von Hildegard von Bingen, instrumental umspielt, bildeten das Rückgrat dieses außergewöhnlichen Projekts mit Musik unter anderem von Guillaume de Machaut, Erik Satie, Arvo Pärt, Salvatore Sciarrino und Jörg-Peter Mittmann. Dabei klangen neben meditativen Momenten auch schmerzliche Aspekte an, die an die Zerstörung alter Gemäuer durch Unfälle, Kriege und die Achtlosigkeit nachfolgender Generationen erinnern sollten. Zarte Lyrismen trafen auf gewaltsame Trommelschläge, statische Akkorde auf irisierend bewegte Klangflächen. Doch über diesen Kontrasten schwebte ein Moment der Spiritualität, nicht zuletzt unterstrichen durch die räumliche Auffächerung der Musiker im gesamten Kirchenraum. Divergierende und bisweilen provokante Ausdrucksformen ordneten sich der großen Idee einer Traditionslinie unter, die allen Verwerfungen zum Trotz Gotik und Gegenwart verbindet. Zum musikalischen Erlebnis trugen neben der Sopranistin Katrin Bähre, Pavel Tseliapniou (Flöte), Merve Kazokoglu (Klarinette), Tomoko Yano-Ebmeyer (Kontrafagott), Shawn Grocott (Posaune), Helene Schütz (Harfe), Jie-Goo Lee (Schlagzeug), Mareike Neumann (Violine), Maria Pache (Viola) und Johanna Zur (Violoncello) bei. Die Leitung hatte Dr. Jörg-Peter Mittmann.
Das von dem in Minden geborenen Musiker und Philosophen Mittmann gegründete Ensemble Horizonte gastierte schon in den Konzertsälen so unterschiedlicher Länder wie Aserbeidschan, Iran, Japan, Schweiz, USA. In virtuosem Spiel bringt es alte und neue Musik in weitgespannten interkulturellen Bezügen in den musikalischen Dialog. Das Konzert in St. Simeonis verdankte sich der Förderung durch das Land NRW, die Kulturstiftung LWL und das Kulturbüro der Stadt Minden.
(Beitrag von Pfarrer Andreas Brügmann, Foto von Alfred Loschen / Offene Kirche St. Simeonis)