Minden. Insgesamt 22 Jahre lang war Bernhard Speller Pfarrer der Evangelisch-reformierten Petri-Kirchengemeinde in Minden. Nun geht er in den Ruhestand; mit einem festlichen Gottesdienst am Sonntag, 22. September, um 14 Uhr wird er verabschiedet. Die Entpflichtung nimmt Superintendent Michael Mertins vor; im Anschluss an den Gottesdienst lädt die Gemeinde ein zum Empfang im Gemeindehaus.

Pfarrer Bernhard Speller ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Zunächst einmal betreut er als reformierter Pfarrer nicht einen klar definierten und von der Fläche her überschaubaren Pfarrbezirk, sondern ist zuständig für alle Kirchenmitglieder mit reformiertem Bekenntnisstand im Bereich des früheren Fürstentums Minden. Von der Fläche her ist dieser Bereich ungefähr so groß ist wie der heutige Kirchenkreis Minden.

Darüber hinaus ist Speller jemand, dem der Pfarrberuf nicht in die Wiege gelegt war. Er stammt aus einer Bergmannsfamilie in Mettingen im Kreis Tecklenburg. Nach der Hauptschule absolvierte er eine Ausbildung zum Betriebsschlosser bei den Ibbenbürener Steinkohle-Bergwerken. Wie schon sein Vater und sein Großvater arbeitete er – zumindest eine Zeitlang – unter Tage. Sein Entschluss, Pastor zu werden, verlangte ihm Vieles ab, so dass man hier zweifellos nicht nur von einem „Beruf“, sondern wirklich von einer besonderen „Berufung“ sprechen kann.

Auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen und vor dem eigentlichen Beginn des Theologie-Studiums erst das Latinum, Graecum und Hebraicum abzulegen, ist alles andere als ein Spaziergang. Speller hielt aber durch und finanzierte sein Studium, indem er in den Semesterferien als Schlosser arbeitete. Er studierte in Wuppertal, Wien und Münster, 1990 legte er die erste und 1993 die zweite theologische Prüfung ab. Sein Vikariat absolvierte er in Minden in der St.-Marien-Kirchengemeinde, den Hilfsdienst in Ovenstädt. Von 1994 bis 2002 war er Pfarrer in der Gemeinde Eilshausen im Kirchenkreis Herford.

Schon aus der Gemeinde seiner Kindheit und Jugend in Mettingen ist Speller reformiert geprägt und schon im Vikariat hatte er verschiedentlich in Minden in der Petri-Gemeinde gepredigt und diese schätzen gelernt. So bewarb er sich im Jahr 2002, als sein Vorgänger, Pfarrer Wilhelm Kreutz, in den Ruhestand ging, um die Pfarrstelle in Petri. Ganz genau hier wollte er offenbar sein, denn er blieb 22 Jahre lang und bis zu seinem Ruhestand. In dieser Zeit hat er, wie es im aktuellen Gemeindebrief heißt, „unzählbar viele Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Trauerfeiern, Besuche, Gespräche, Veranstaltungen und Gemeindegruppen gehalten und dabei noch viel mehr Menschen in besonderen schönen oder auch schweren Zeiten begleitet“. Parallel dazu hat er sich seit 2012 als Synodalassessor und stellvertretender Superintendent auch intensiv auf der Ebene des Kirchenkreises engagiert.

Sowohl Bernhard Speller als auch seine Frau Susanne, die in vielen Punkten die Gemeindearbeit sehr unterstützt hat, werden der Gemeinde fehlen. Allerdings sind die beiden nicht aus der Welt, denn sie haben eine Eigentumswohnung bezogen, die gerade mal rund zehn Minuten vom Petri-Kirchplatz entfernt liegt.

Etwas Besonderes ist auch der Umstand, dass für die Petri-Gemeinde keine Vakanzzeit entsteht. Bereits ab 1. Oktober beginnt Roman Groß seine Zeit als Pfarrer im Probedienst in der Petri-Gemeinde. Er ist in Vlotho ausgewachsen, hat gerade sein Vikariat in einer reformierten Gemeinde in Zürich absolviert und freut sich über die Möglichkeit, in seine westfälische Heimat zurückzukehren.