„Ich muss mal etwas loswerden“, sagt die junge Frau am Anfang des Gesprächs. Dann packt sie ein ganzes Sorgen-Paket aus: Die Arbeit, die ihr zu viel wird. Das Geld, das immer knapp ist. Der Partner, der zu viel trinkt und dann laut wird. Das Sprechen entlastet sie. Im Gespräch kann sie überlegen, ob sie sich traut, in eine Angehörigengruppe zu gehen. „Es war gut, dass ich das alles erzählen durfte“, sagt sie und bedankt sich. Dann ist das Gespräch zu Ende. Nur im Kopf der Zuhörerin geht es weiter. Die Sorgen der jungen Frau beschäftigen sie auch später noch. Sie berichtet davon in der Supervisionsgruppe. Abschalten geht nicht. „Wie könnte ich helfen? Hätte ich besser reagieren können?“ Das Gespräch ist ihr nachgegangen. Sie merkt, dass das nicht guttut. Abschalten ist notwendig.

Eine Gegengeschichte zu einem solchen „Grübel-Karussell“ findet die Gruppe in der Bibel. Es ist die Geschichte des barmherzigen Samariters. Der Samariter kommt an einem verletzten Mann vorbei. Er fragt nicht lange, er kümmert sich. Hört, was schmerzt. Sieht, was zu tun ist. Er versorgt ihn fürs Erste und bringt ihn in ein Gasthaus. Der Samariter vertraut den Verletzten dem Wirt an und verspricht, wiederzukommen. Mehr geht in diesem Moment nicht.

Es geht ums Helfen, Kümmern, ums Zupacken. Ja! Aber die Geschichte zeigt auch: Der Samariter nimmt den Verletzten nicht mit. Er bleibt auch nicht, bis der andere wieder gesund ist. Er zieht weiter.
Vom Samariter lernen wir: Wenn getan ist, was zu tun ist, darf ich auch loslassen und abgeben, was mir Gedanken macht.
Das hört sich einfach an. Oft geht das nicht. Oft können Probleme nicht einfach so abgegeben werden wie ein Päckchen auf der Post. Aber wir können uns erinnern: Ich darf auch abgeben! Ich habe das Mögliche getan.

Der Mitarbeiterin in der Supervision hilft diese Sicht. „Manchmal hilft mir“, erzählt sie, „was mich beschäftigt, im Gebet auszusprechen. Spätestens wenn ich mich im nächsten „Grübel-Karussell“ drehe, will ich das wieder üben.“

 

Petra Ottensmeyer

Petra Ottensmeyer

Pfarrerin, TelefonSeelsorge Ostwestfalen