
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Erntedank – eines der ältesten religiösen Feste der Kirche!
„Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut! (1. Tim.4.4)
Eine Aussage, die so losgelöst aus dem Zusammenhang zuerst einmal ambivalente, gemischte Gefühle auslöst – jedenfalls bei mir – auf den ersten Blick.
Ist ihnen zum Danken zu Mute? Zum Feiern von Erntefesten?
Hier zu Lande fielen die Ernten in diesem Jahr wegen später Fröste, großer Regenmengen und Überschwemmungen mancherorts geringer aus als sonst. In anderen Regionen der Welt gab es Wassermangel und Dürreperioden. Das ist für manchen beängstigend.
Dieser Tage fürchten sich Menschen auch in unserem Land vor Krieg und der Eskalation der Gewalt. Der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt sind Bedrohungen für den Weltfrieden und die Welternährung.
Wie so oft sind die schlechten Nachrichten Stimmungsmacher und fördern das Schwarzsehen – und die Angst. Sie verdunkeln die Sicht auf all das, was gut läuft und schüren die Angst, dass das eigene Leben bedroht sein könnte. In einer Welt voller Medien und Nachrichten, die sich in Windeseile über die ganze Welt verbreiten, steigt die Zahl der Schwarzseher und Ängstlichen. So war das auch bei den Leuten, von denen Paulus in seinem Brief an Timotheus im Neuen Testament schreibt: Sie „verbreiteten falsche Lehren, erfundene Geschichten“, die „zu sinnlosen Gedankenspielen“ und zu „leerem Geschwätz“ (Basisbibel) Anlass geben. Untergangsprediger gab es auch schon vor 2000 Jahren. Denen hält Paulus entgegen (1. Tim. 1, 5): „Das Ziel der richtigen Lehre ist vielmehr Liebe. Sie erwächst aus reinem Herzen, aus gutem Gewissen und aufrichtigem Glauben.“ Es ist also die Frage, welche Nachrichten ich verbreite, welchen ich glaube und zu welchem Zweck!
Erntedank. In der Bibel ist Dank die Reaktion des Menschen auf das rettende und lebensfördernde Handeln Gottes. Wenn wir glauben, dass uns Gott unser Leben geschenkt hat, dann kann Dankbarkeit zu einer lebensbestimmenden Haltung Gott und den Menschen gegenüber werden. Wir verdanken unser Leben Gott. Wir verdanken ihm unseren Lebensunterhalt und wenn wir lernen, dafür dankbar zu sein, auch wenn so manche Lebenssituation derzeit beschwerlich ist, wächst unsere Zuversicht, unser Lebensmut und unser Vertrauen. Das könnte unsere Beziehungen beeinflussen. Probieren sie’s aus!

Maike Brodowski-Stetter,
Pfarrerin im Ev. Kirchenkreis Minden, Schulpfarrerin am Leo-Sympher-Berufskolleg
Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen
Vor 30 Jahren habe ich etwas getan, was mein Leben bis heute prägt. Damals haben ich zum ersten Mal einen Gehörlosengottesdienst besucht.
Ganz ohne Vorerfahrungen traf ich (als Hörender) auf ungefähr 50 Menschen. Alle unterhielten sich lebhaft, aber ich verstand gar nichts, denn sie benutzten die Gebärdensprache. Das war eine wichtige Erfahrung für mich, denn so bekam ich eine Ahnung davon, wie es sich anfühlt, ausgeschlossen, fremd zu sein. Noch während des Kaffeetrinkens nach dem Gottesdienst machte ich erste Bekanntschaften und lernte die ersten Gebärden. Es dauert nicht lange und ich besuchte meinen ersten Gebärdensprachkurs und heute bin ich Pfarrer in der Gehörlosenseelsorge in der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Was mir erst später klar wurde: ich traf auf Menschen mit eigener Sprache und Kultur und damit auf Menschen, die einerseits in ihrer eigenen Welt leben. Andererseits leben sie in mitten der hörenden Welt. Sie arbeiten mit hörenden Kolleg*innen, wohnen in hörender Nachbarschaft, stammen meist aus hörenden Familien… . Fremd in der hörenden Welt zu sein, ist etwas alltägliches für sie.
Als Hörender bin ich bis heute ein Fremder in der Gemeinschaft der Gehörlosen, aber trotzdem hat man mich willkommen geheißen. Man hat sich mir zugewandt, mir geholfen, die Gebärdensprache zu lernen und mir als Pfarrer vertraut und mit mir gemeinsam versucht, lebendige Kirche aufzubauen.
Der letzte Sonntag im September ist der internationale Tag der Gehörlosen. Diese kleine Minderheit wird in den Blick gerückt. Ungefähr einer von Tausend Menschen ist gehörlos, also ca. 80.000 Menschen in Deutschland. (Nebenbei: „taubstumm“ wird als diskriminierend empfunden, denn mit Gebärdensprache ist niemand stumm.)
Wer als Hörende*r am ersten Sonntag des Monats um 15 Uhr in die Mindener Petrikirche kommt, kann im gebärdensprachlichen Gottesdienst die Erfahrung machen, fremd und gleichzeitig willkommen zu sein. Eine Erfahrung, die ein Leben verändern kann.
Weitere Informationen: www.gebaerdenkreuz.de

Christian Schröder
Pfarrer, Landeskirche Gehörlosenseelsorge
Was ist eigentlich am Sport so großartig?
Wenn Sie jemand fragt, was an Ihrem Lieblingssport so besonders ist, dann werden Sie vielleicht antworten, dass es das Beste ist, einmal selbst zu einem Training zu kommen, um den Sport auszuprobieren. Lange, theoretische Erklärungen werden kaum den Spaß vermitteln können, den Sie mit Ihrer Lieblingssportart haben. Die Liebe zu „Ihrem“ Sport werden Sie durch kühl-informative Beschreibungen nicht vermitteln können. Das eigene Erleben und Kennenlernen ist unersetzlich.
Ähnlich ist es mit Menschen. Durch reines Charakterisieren einer Person werden Sie kaum jemandem beibringen können, warum sie eine gute Freundin oder er ein netter Kerl ist. Vielleicht werden Sie aber sagen: „Ich kann Euch ja einmal miteinander bekanntmachen.“ Nicht durch das Beschreiben einer Person werde ich erleben, was sie für ein Mensch ist. Erst dadurch, dass ich ihr begegne und mich auf sie einlasse, habe ich die Chance, sie kennenzulernen und zu erfahren, wer sie ist.
So ist es auch mit der Person Jesus Christus. Ich kann ungeheuer viel über ihn lesen und ein ganzes Studium über ihn absolvieren, ohne die Liebe zu verstehen, die Menschen ihm gegenüber haben, so dass sie sogar bereit sind, um seinetwillen Nachteile bis zur Hingabe des eigenen Lebens in Kauf zu nehmen. Um Jesus Christus – den wahren Gott und wahren Menschen – kennenzulernen, muss ich ihm begegnen wollen. Der Gottesdienst der Kirche, die Bibel – besonders das Neue Testament, der Katechismus, das Gebet oder ein wahrer Freund, Jünger, Schüler Jesu können mir helfen, Jesus Christus zu begegnen, zu erleben, wer er ist. Dann werde ich selbst erfahren, was an Jesus Christus so großartig und besonders ist.

Christian Bünnigmann
Pfarrer im Pastoralverbund Mindener Land