
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Gedanken zum Sonntag
Da erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land und er hatte Mitleid mit seinem Volk.
(Joel 2,18 – Übersetzung: Basisbibel)
Welche Leidenschaft haben Sie? Sind Sie ein passionierter Sportler, Angler, Radfahrer?
Oder eine leidenschaftliche Sammlerin, Joggerin, Feuerwehrfrau?
Es gibt vieles, wofür sich Menschen leidenschaftlich interessieren und einsetzen. Auf jeden Fall werden die Worte passioniert oder leidenschaftlich für Bereiche benutzt, die uns wichtig sind, ja, begeistern und für die wir bereit sind, einiges einzusetzen oder auf uns zu nehmen. Und die, deren Herzen für Hobbies, Passionen oder Leidenschaften brennen, sind bereit, oft alles zu geben.
Die Zeit nun vor Ostern wird seit alter Zeit als Passionszeit bezeichnet, weil sie an die Leiden Jesu erinnern soll. Und der Umgang mit Leid und Leiden fällt oft alles andere als leicht. Aber diese Zeit erinnert auch und besonders an die Leidenschaft Gottes für die Menschen. Sie, wir sind seine Passion, für die er bereit ist, alles einzusetzen. Und Jesus Christus war eben selbst voller Leidenschaft für Menschen in Not, die krank waren, große Sorgen und Ängste hatten, für die, die ausgegrenzt wurden, für alle, die selbst größte Fehler machen. Und: Er gab wirklich alles, selbst sein Leben. Schon lange vor Jesus wurde beschrieben, dass sich Gottes Leidenschaft und Mitleid für Menschen in Not immer wieder neu wecken ließ. Besonders auch dann, wenn jemand wie der Prophet Joel leidenschaftlich für sie das Wort ergriff, sich für sie einsetzte.
Aber Leidenschaft kann auch zu Fanatismus führen, obwohl doch Liebe und Leidenschaft bei Gott untrennbar zusammengehören und deshalb sind wir seine Passion.

Bernhard Speller
Pfarrer der evangelisch-reformierten Petri-Kirchengemeinde und stellv. Superintendent
Einfach Gutes tun – Die Konserve des Monats
Der Evangelist Lukas berichtet von einem Gespräch, das Jesus mit einem Mann geführt hat. In der Diskussion ging es um die Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erhalten?“ Jesus antwortete: „Was liest du in der Bibel?“ Der Mann antwortete: “Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen, mit ganzer Kraft und mit deinem Verstand (5. Mose 6,5). Und: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (3. Mose 19,18)“. „Das ist die richtige Antwort“, sagte Jesus „Handle so und du wirst leben“.
Der Mann fragte weiter: „Wer ist denn nun mein Nächster?“ Und Jesus veranschaulicht seine Antwort mit der Beispielgeschichte vom barmherzigen Samariter: Ein Mann ist auf der gefährlichen Straße zwischen Jerusalem und Jericho unterwegs. Er wird überfallen und verletzt. Drei Männer, die beruflich von Gott und seiner Liebe reden, und von denen sich die Zuhörer der Geschichte selbstverständlich Hilfe erwarten, tun nichts und ignorieren den Verletzten. Dann kommt ein Ausländer vorbei und tut das, was die Frommen hätten tun sollen: Er hilft dem Opfer des Überfalls und kümmert sich um seine Versorgung.
Der Nächste ist also der, der mich jetzt braucht; der meine Aufmerksamkeit, meine Zeit und meine Unterstützung benötigt. In unruhigen Zeiten ist es gar nicht so einfach herauszufinden, wer mein Nächster ist und wie ich ihm helfen kann. Die vielen Krisen beanspruchen meine Aufmerksamkeit.
Manchmal sind die guten Ideen aber auch ganz nah: In einem Gespräch mit der Mindener Tafel stellte sich heraus, dass bei der Tafel zurzeit ganz praktisch Konserven fehlen, die die Tafel gerne verteilen würde. So entstand das Projekt „Konserve des Monats“ in der Kirche am Glacis: Zu jeder öffentlichen Veranstaltung steht eine grüne Kiste der Mindener Tafel im Foyer des Gemeindezentrums und die Besucher sind gebeten, Konserven mitzubringen. Jeden Monat eine andere Sorte. Die Konserve des Monats März ist: Obst. Wenn Sie unsere Gottesdienste oder andere Veranstaltungen besuchen, wundern Sie sich nicht, wenn die Menschen neben Ihnen im Vorbeigehen ein oder zwei Dosen aus der Jacken- oder Handtasche ziehen und in die Kiste legen. Es ist im Augenblick unser kleiner Versuch, den Menschen, denen die Tafel hilft, zu helfen. Ich freue mich sehr, wenn Sie sich daran beteiligen.

Olaf Mohring
Pastor der Kirche am Glacis, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Minden
Ein hoffnungsloser Fall?
Tolles Vintage-Design! Wird das meine neue Kakaokanne? Gerade noch den Deckel heben! Ach, du liebe Zeit! „Das ist ein hoffnungsloser Fall! Die kriegen Sie nicht wieder hin“, hörte ich die Stimme der Verkäuferin am Stand auf dem Trödelmarkt. Aber da musste es doch eine Lösung geben! Ich wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben.
Gibt es überhaupt hoffnungslose Fälle? Manchmal mag es uns so vorkommen. Aber haben wir alles probiert? Sind wir Menschen manchmal auch solche hoffnungslosen Fälle? Nach außen hin ist alles in Ordnung, tiptop, aber wie sieht es innen aus? Was käme aus dem Verborgenen zu Tage, wenn unsere Deckel gehoben würden? Was würden wir sehen? Was würde Gott sehen?
Ich glaube, für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Bei Gott gibt es immer einen Weg und Hoffnung, auch gegen den Augenschein. Gottes Weg hat uns vor einigen Wochen an die Krippe geführt. Da hinein hat er ein ganzes Bündel Hoffnung gelegt: Liebe, Vergebung, Menschenfreundlichkeit, Orientierung, Lebendigkeit: Jesus Christus. Gott zeigt: Keiner von euch soll ein hoffnungsloser Fall sein – und eure Erde auch nicht – wie dunkel es auch in all dem aussehen mag.
Das Mittel? „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“, sagt die Jahreslosung. Gott holt uns mit ins Boot, wenn es darum geht, Hoffnung zu verteilen. Manchmal kann das harte Arbeit sein und Mühe und Anstrengung kosten. Aber Gott hat es sich auch was kosten lassen.
In der Passionszeit denken wir daran: Jesus ist den Weg der hoffnungsvollen Liebe bis zum Ende gegangen ohne aufzugeben. Wollen wir Gottes Hoffnungsangebot ernst nehmen in einem liebe- und respektvollen Miteinander, gegen Menschenverachtung eintreten, nach Frieden Ausschau halten und das tun, was wir tun können? Solche Hoffnungsfunken, ich glaube, die würden uns allen und unserer Erde guttun. Gerade an solch einem Wochenende wie diesem.
Und die Kanne? Strahlend weiß! – Die Mühe hatte sich gelohnt und die große Portion Hoffnung auch.

Beate Rethemeier
Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen