
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Hoffnung? Welche Hoffnung bitte?
Das neue Jahr ist erst vier Wochen alt. Viel zu früh für eine Bilanz! Aber es bedrückt mich, dass laut einer Umfrage die meisten Deutschen schon zu Beginn pessimistisch auf 2024 blicken. Kaum jemand erwartet, dass das neue Jahr besser wird, als das alte.
Tatsächlich sind die Fakten nicht gerade ermutigend: Der Ukrainekrieg geht ins dritte Jahr. Rechtsradikale planen, Menschen mit Migrationshintergrund loszuwerden. Der Klimawandel scheint sich zu beschleunigen. Die Zahl der Kinder, die durch Schwangerschaftsabbruch sterben, ist letztes Jahr gestiegen. Künstliche Intelligenz bietet neue Möglichkeiten für Manipulation. Und in Asien braut sich der nächste Großkonflikt zusammen. Kein Wunder, dass viele von der Zukunft nichts Gutes erwarten. Wie sollte man angesichts der schlechten Nachrichten zuversichtlich nach vorne schauen?
Nur Christen sind unverbesserliche Hoffnungsmenschen. Auch wenn alles dagegen spricht, glauben sie an ein Happy End. Christen sind bekannt dafür, sich die Hoffnung nicht nehmen zu lassen. Doch wie kommen sie dazu? Sind sie naive Gläubige, die die Realität nicht wahrhaben wollen?
Nein, Christen haben einen handfesten Grund für ihre Hoffnung – ein Versprechen, das Jesus gegeben hat. Er hat versprochen, dass er uns nicht im Stich lässt. Dass er jeden Tag bei uns ist, jeden Schmerz kennt, jede Träne zählt, jedes tote Kind beweint. Und er hat versprochen, dass er die Welt erneuern und alles gut machen wird. Christen wissen: Der Tag kommt, an dem uns die kaputte Welt nicht mehr quält. Weil Jesus eine neue schaffen wird, die schön und heil ist. In der Bibel steht: »Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen.« (Offb 21,4)
Manche finden diese Hoffnung auf Gottes Hilfe lächerlich. Aber es ist immer noch die beste, die wir haben. Vielleicht sind unter den engagierten Weltverbesserern deshalb so viele Christen – weil sie Hoffnungsmenschen sind. Aus gutem Grund.

Johannes Röskamp
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Markus
Glaubst Du an Gott?
„Ich glaube nicht an Gott. Gott kann man nicht beweisen. Es gibt keinen Gott.“ Ernsthaft guckt mich die 10-jährige an. Völlig überzeugt davon, dass sie die Wahrheit schon längst erkannt hat.
Sie lässt nicht gelten, dass ich von Erfahrung spreche. Von Gewissheit. Von Gebetserhörungen. Gott gibt es nicht. Punkt.
Sie fragt ein anderes Kind: „Glaubst du etwa an Gott?“ „Ja, manchmal. Aber den Weihnachtsmann gibt es nicht. Und den Osterhasen auch nicht“, schiebt das hinterher.
Ich glaube, dass es einen Gott gibt. Das Mädchen kann es kaum fassen: Eine erwachsene Frau glaubt noch an Märchen?
Das tue ich nun nicht, aber ich glaube an Gott. Ich glaube, nein, ich bin sicher, dass es einen Unterschied macht, wenn ich bete. Weil Gott zuhört. Weil er sich bitten lässt. Weil Gott Menschen, Situationen verändern kann.
In dieser und der nächsten Woche bete ich gemeinsam mit vielen Christen unterschiedlichster Kirchen: Evangelische Allianz und die Ökumene laden zum Gebet ein.
Wir bringen Gott unsere Sorgen: Dass heute in Deutschland Menschen wieder über Deportationen nachdenken, die Sorge um die Zukunft unserer Kinder, wird die Erde lebenswert bleiben? Soziale Ungerechtigkeit ist ein Thema. Und die Hoffnung, dass mehr Menschen ein Interesse an Gott haben.
Das Gebet entbindet mich aber nicht aller Verantwortung. Also bete ich und setze mich ein gegen Rechts, achte auf meinen ökologischen Fußabdruck und versuche durch soziales Engagement, Menschen die Tür zu Gott öffnen. Denn Beten und Handeln gehören zusammen.
Und ich staune über den Wochenspruch: Ist das Gottes Antwort auf die letzte Woche?
„Aus der ganzen Welt, aus Ost und West, aus Nord und Süd, werden die Menschen kommen und in Gottes Reich das Freudenfest feiern.“
Gott macht keine Unterschiede zwischen Herkunft und Geschlecht. Er achtet vielmehr darauf, wie wir miteinander umgehen, wie wir miteinander leben, wie wir mit ihm leben. Dafür bete ich, dass uns das gut gelingt: Ihnen und mir und den Menschen in unserer Stadt.
Ein gesegnetes Wochenende!

Nicole Bernardy
Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche
Wann ist Weihnachten zu Ende?
Baum raus, Lichterketten abgehängt, Gestecke entsorgt, Geschenke umgetauscht, Plätzchen aufgegessen, Lauftraining wieder aufgenommen – zurück zur Tagesordnung. Mag sein, dass uns der Abschied von den Weihnachtsgegebenheiten diesmal sogar leichter gefallen ist als sonst. Die schrecklichen Bilder aus der Ukraine und aus Israel haben die Festlaune ja ohnehin ziemlich getrübt. Jedenfalls ist Weihnachten für diesmal abgehakt. Wirklich?
Der biblische Spruch für den morgigen 2. Sonntag nach Epiphanias legt uns eine andere Sichtweise nahe:
Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade (Johannes 1,16).
So deutet der Evangelist Johannes die Geburt des Gottessohnes: In ihm zeigt sich die unendliche, unerschöpfliche Liebe Gottes und seine immerwährende Gnade über uns Menschen. Denn Jesus Christus kommt nicht als Saisonerscheinung in diese Welt, sondern als der, der mein ganzes Leben erfüllen, erneuern, bestimmen, erhellen will! Der große, erhabene Gott wird Mensch wie wir. Er, der alles und jeden geschaffen hat, bindet sich an Raum und Zeit und geht so den Weg seiner Menschen mit. Vom ersten Schrei im Stall zu Bethlehem bis zum letzten Stöhnen am Kreuz von Golgatha teilt er unsere Wirklichkeit.
Das kann mein Leben verändern, wenn ich diese Botschaft wirklich annehme und sie nicht wie den Baum entsorge. Und es kann mich trösten und mir Zuversicht geben, wenn ich an dieser Welt mit ihren Schrecknissen verzweifle.
Die Festdekoration mag wieder für zehn Monate im Keller verschwinden. Doch die Weihnachtsbotschaft von der Mensch gewordenen Liebe Gottes begleitet uns – immer, in aller Fülle und gegen alle Widrigkeiten des Weltgeschehens.
„Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld“. So drückt es der Liederdichter Jochen Klepper in einem Adventslied aus, und er beschreibt damit die Spannung zwischen dem Neuen, das ein für alle Male geschehen ist, und seiner stetigen Erneuerung in uns.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ganzjährig frohe Weihnachten!

Christoph Ruffer
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische St.-Martini-Kirchengemeinde