Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Ein hoffnungsloser Fall?

Tolles Vintage-Design! Wird das meine neue Kakaokanne? Gerade noch den Deckel heben! Ach, du liebe Zeit! „Das ist ein hoffnungsloser Fall! Die kriegen Sie nicht wieder hin“, hörte ich die Stimme der Verkäuferin am Stand auf dem Trödelmarkt. Aber da musste es doch eine Lösung geben! Ich wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben.

Gibt es überhaupt hoffnungslose Fälle? Manchmal mag es uns so vorkommen. Aber haben wir alles probiert? Sind wir Menschen manchmal auch solche hoffnungslosen Fälle? Nach außen hin ist alles in Ordnung, tiptop, aber wie sieht es innen aus? Was käme aus dem Verborgenen zu Tage, wenn unsere Deckel gehoben würden? Was würden wir sehen? Was würde Gott sehen?

Ich glaube, für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Bei Gott gibt es immer einen Weg und Hoffnung, auch gegen den Augenschein. Gottes Weg hat uns vor einigen Wochen an die Krippe geführt. Da hinein hat er ein ganzes Bündel Hoffnung gelegt: Liebe, Vergebung, Menschenfreundlichkeit, Orientierung, Lebendigkeit: Jesus Christus. Gott zeigt: Keiner von euch soll ein hoffnungsloser Fall sein – und eure Erde auch nicht – wie dunkel es auch in all dem aussehen mag.

Das Mittel? „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“, sagt die Jahreslosung. Gott holt uns mit ins Boot, wenn es darum geht, Hoffnung zu verteilen. Manchmal kann das harte Arbeit sein und Mühe und Anstrengung kosten. Aber Gott hat es sich auch was kosten lassen.

In der Passionszeit denken wir daran: Jesus ist den Weg der hoffnungsvollen Liebe bis zum Ende gegangen ohne aufzugeben. Wollen wir Gottes Hoffnungsangebot ernst nehmen in einem liebe- und respektvollen Miteinander, gegen Menschenverachtung eintreten, nach Frieden Ausschau halten und das tun, was wir tun können? Solche Hoffnungsfunken, ich glaube, die würden uns allen und unserer Erde guttun. Gerade an solch einem Wochenende wie diesem.

Und die Kanne? Strahlend weiß! – Die Mühe hatte sich gelohnt und die große Portion Hoffnung auch.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

Ein Haushalt mit unbegrenzten Mitteln – Weitergeben, was Gott uns schenkt

Nun ist er beschlossen, der Bundeshaushalt. Jede Menge Haushaltslöcher mussten gestopft werden. Es standen eben keine unbegrenzten Mittel zur Verfügung.

Interessant ist, dass in der Bibel Christinnen und Christen auch als „Haushalterinnen und Haushalter“ bezeichnet werden. Nur, dass es da nicht um Geld geht, sondern um Gaben Gottes für uns Menschen, die wir weitergeben können.

Im ersten Brief des Petrus heißt es: „Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ (1. Petrus 4, 10). Da ist von den Gaben die Rede, die Gott uns Menschen geschenkt hat, damit sie anderen dienen. Und da gibt es keine begrenzten Haushaltsmittel. Gottes Gnade ist reichlich vorhanden. Wir können sie mit vollen Händen weitergeben.

Im Internet fand ich folgende Erklärung des Begriffs Gnade: „Gnade (gr. charis) ist gewährte Freundlichkeit, Wohltat, Dankbarkeit, Annahme, Gunst ohne Erwartung von Vergeltung, die ihren einzigen Beweggrund in der Güte und Freimütigkeit des Gebers hat.“

Freundlichkeit, Dankbarkeit, Güte – solche Geschenke können wir alle gebrauchen. Wenn Menschen, die selber von der Gnade Gottes leben, einander freundlich begegnen, anderen selbstlos helfen und Gutes tun – dann wird Gottes Gnade weitergegeben. Wenn Menschen sich nicht von Hass oder Rachegefühlen leiten lassen, sondern von Nachsicht und Vergebung, dann sind sie gute Haushalterinnen und Haushalter der Gnade Gottes. Was dazu nötig wäre, könnten wir jeden Tag neu aus Gottes Hand nehmen – und gern an andere weitergeben. Seine Gnade, Freundlichkeit, Liebe ist für uns da, ohne Wenn und Aber.

Was Gott schenkt – das ist wie ein Haushalt mit unbegrenzten Mitteln. Es ist genug für jeden Menschen da. Wir können es ausprobieren – vielleicht gleich an denen, die uns heute begegnen werden. Mit Freundlichkeit, Dankbarkeit, mit Nachsicht – und damit, dass wir für andere da sind mit den Gaben, die Gott uns geschenkt hat. Eben als gute Haushalterinnen und Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.

Thomas Salberg

Thomas Salberg

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Petershagen-Friedewalde

Brücken bauen

Christian Bünnigmann

Christian Bünnigmann

Pastor im Pastoralverbund Mindener Land

Die Geister scheiden sich an der Frage, ob unsere Gesellschaft gespalten ist oder nicht. So oder so ist es aber wohl sinnvoll, Brücken zu haben, die einer Spaltung vorbeugen oder sie heilen.

Christen sind in der Nachfolge Jesu in jedem Fall berufen, Brückenbauer zu sein. Denn Jesus Christus ist selbst die Brücke. In seiner Person ist er die Brücke zwischen Gott und Mensch, weil er selbst Gott und Mensch ist. Auf eine andere, aber nicht ganz unähnliche Weise sind seine Nachfolger gerufen, Brücken zu bauen, auch zwischen Menschen.

Das Überbrücken von Gegensätzen ist kein Verwischen der bestehenden Unterschiede. Wie eine Brücke feststehende Pfeiler braucht, so steht auch der Christ fest und unterscheidbar in seiner Überzeugung, seinem Glauben. Nur von diesem festen Fundament aus kann er eine Brücke zu Menschen anderer Überzeugung schlagen. Er kann tolerant sein, das heißt, den bestehenden Gegensatz, auch die gegenteilige Auffassung eines Gegenübers ertragen, ohne den anderen Menschen geringzuschätzen.

Ich glaube, dass die Kultur, der Sport und andere Bereiche der mitmenschlichen Begegnung große Chancen enthalten, Spaltungen zwischen unterschiedlichsten Menschen in unserem Land zu überwinden. Solche Brücken zu schlagen, gehört zum christlichen Selbstverständnis. Es ist ein Auftrag für den Christen. Wenn dabei noch an einer friedlichen Gesellschaft mitgearbeitet wird – umso besser.