Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Gott glaubt an Dich!

Gott sprach zu Mose: Du sollst mein Volk aus der Gefangenschaft befreien. Geh zum Pharao und sag ihm, dass er es gehen lassen soll. Und dann führe das Volk Israel aus Ägypten heraus. Mose dachte: „Das schaff ich nie! Ich kann mich nicht gut ausdrücken. Was soll ich nur sagen? Der Pharao wird nicht auf mich hören. Er wird mich auslachen. So wie ich spreche, hört niemand auf mich.“ Aber Gott ließ nicht locker. Gottes Antwort auf Moses Selbstzweifel lesen wir im 2. Buch Mose, Kapitel 4 Vers 11: „Der HERR sprach zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Gehörlosen oder Sehenden oder Blinden gemacht? Habe ich’s nicht getan, der HERR?“

Gottes Antwort ist verblüffend. Kein Drängen, kein „Reiß dich zusammen, du schaffst das schon!“. Stattdessen weist Gott darauf hin, dass in seinen Augen unsere scheinbaren Schwächen und Einschränkungen keine sind.
Weil Gott die Menschen geschaffen hat, so wie sie sind, sind sie gut so, ohne Wenn und Aber – Hörende wie Gehörlose, Sehende wie Blinde, Wortgewandte wie die, die mit dem Sprechen ihre Mühe haben.
Für die Arbeit in der ev. Gehörlosenseelsorge ist das eine wichtige Grundlage:
gehörlose Menschen sind ebenso Gottes Geschöpfe, wie Hörende. Und zwar nicht „irgendwie“, als seine behinderten Kinder neben den „normalen“, sondern auf Augenhöhe.

Aus Gottes Worten an Mose klingt etwas heraus, was Mose angesichts seiner Selbstzweifel offensichtlich vergessen hatte: Gott traut Mose etwas zu. 
Als Gottes Kindern, als seinen Geschöpfen gilt diese Zusage auch uns. Wie Eltern, die ihren Kindern etwas zutrauen und so ihr Selbstvertrauen stärken, so will Gott auch uns ermutigen. 
Blicken wir selber nur auf unsere Schwächen und Misserfolge, machen wir uns klein. Aber Gott sieht mehr in jeder und jedem von uns.
Gottes Botschaft an uns alle lautet:
Nimm dich selber an – mit allen scheinbaren Schwächen und Stärken. Du bist gut so, wie du bist. Ich glaub an dich, denn ich habe dich geschaffen, wie du bist.

Pfarrer Christian Schröder

Pfarrer Christian Schröder

Landeskirchlicher Beauftragter für Gehörlosenseelsorge in der EKvW und Gehörlosenseelsorger in den Kirchenkirchenkreisen Herford, Minden und Lübbecke

Hört, hört!

„Wer nicht hören will muss fühlen“ – kennen Sie diesen Satz auch? In früheren Zeiten war er die Einleitung zu einer elterlichen Tracht Prügel. Heute dient er eher als Ausdruck pädagogischer Resignation und heißt dann soviel wie: „Mach nur so weiter. Du wirst schon sehen, was Du davon hast.“ In jedem Fall ist er in unserem Sprachempfinden negativ besetzt.

Entweder bedeutet er: Da ist jemand, der die Autorität hat, uns zu sagen, was wir tun sollen. Und tun wir es nicht, dann hat er auch die Macht, seinen Willen durchzusetzen.
Oder er besagt: Da ist jemand, der meint, es besser zu wissen als ich. Und das gibt er mir auf überhebliche Weise zu verstehen.

Dabei ist der Satz eigentlich gar nicht so schlecht:
Wir haben etwas gesagt bekommen. Nun können wir entscheiden, ob wir diesen Worten folgen wollen. Sind wir taub für das Gesagte, oder dringt es zu uns durch? Lassen wir es an uns ran, oder verweigern wir uns?
Beim Nachdenken darüber dämmert in uns die Erkenntnis, dass es wohl gut wäre, zu hören.

Auch der Schreiber des neutestamentlichen Hebräerbriefes wirbt um seine Leser: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebr. 3,15). Dieser Vers steht über diesem Sonntag und der kommenden Woche.

Es gibt für uns ein „Heute!“, eine Zeit, in der Gott uns anspricht. Er hat uns etwas zu sagen, und er hat auch Anspruch darauf, dass wir ihm zuhören und seinen Worten folgen. Natürlich hat Gott alle Macht und Autorität, seiner Rede an uns Nachdruck zu verleihen. Aber es muss ja gar nicht auf eine Machtfrage zwischen Gott und uns hinauslaufen, wenn wir bereit sind, Gottes Wort zu Herzen zu nehmen. Gott tut alles, um unser Herz für sich und sein Wort zu öffnen. Er kommt sogar selbst in diese Welt, um uns zu sich zu rufen – so haben wir es an Weihnachten gefeiert. Und als letzte Konsequenz seiner Zuwendung stirbt er für uns am Kreuz – das Bedenken wir in der kommenden Passionszeit. Gottes Wort an uns ist dadurch ganz weit weg von einer Machtfrage. Es ist das Wort der Liebe und Zuwendung! Wollen wir dafür wirklich taub und verschlossen sein?!

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Christoph Ruffer

Christoph Ruffer

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Martini

Beleuchtungswechsel

Wie Gottes Licht uns anders sehen lässt

In den Psalmen in der Bibel gibt es einen Satz über Gott, der mich früher immer etwas ratlos zurückließ: „In deinem Lichte sehen wir das Licht“ (Psalm 36, Vers 10). Wieso braucht man Gottes Licht, um das Licht zu sehen?, so habe ich mich gefragt. Bis mir eines Tages etwas einfiel, was wir in der Schule über das Licht gelernt haben. Denn damit wir einen Gegenstand sehen, muss erst einmal Licht aus einer Lichtquelle auf ihn fallen. Was wir dann sehen, ist das Licht, das dieser Gegenstand zurückstrahlt.

Ob das Psalmwort das so gemeint hat? Dass der Glaube Dinge anders wahrnimmt, weil er sie in Gottes Licht sieht? Ich glaube schon.

Nehmen wir einmal eine Bekannte, die uns begegnet. Wir merken: Ihr geht es nicht gut. Und sie fragt: „Hast du einmal etwas Zeit für mich?“ Wir haben eigentlich etwas ganz anderes vor. Aber Gottes Licht zeigt uns jemanden, der uns braucht – und dass das Zuhören jetzt wichtiger ist als andere Dinge.

Oder wir gehen an einer prächtigen Villa vorbei und sind ein wenig neidisch. „Ja, so müsste man leben!“ Und dann scheint Gottes Licht darauf, und wir merken, wie viel Gutes Gott auch uns geschenkt hat – und dass wir doch eigentlich auch mit dem, was wir haben, glücklich sein können.

Und wenn alles ganz finster erscheint und wir gar keinen Weg mehr für uns sehen, dann zeigt uns Gottes Licht, dass Gott uns nicht allein lässt in der Dunkelheit.

Glauben heißt, gewissermaßen die Beleuchtung zu wechseln bei dem, was wir sehen. Dinge in Gottes Licht zu sehen, bedeutet, sie anders zu sehen. Manches, was uns wichtig scheint, gar nicht so wichtig zu nehmen. Und anderes dafür umso wichtiger.

Versuchen Sie doch einmal, Menschen oder Dinge, die Ihnen heute begegnen, in Gottes Licht zu sehen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie manches mit anderen Augen – und damit ganz neu – sehen werden!

Thomas Salberg

Thomas Salberg

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Friedewalde