Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Stern über Bethlehem

Wie faszinierend ist der Blick in das Sternenmeer eines klaren Nachthimmels! Kennen Sie die Geschichte, in der sich Menschen nach ihren nächtlichen Himmelsstudien auf den Weg machen? Sie haben diesen einen Stern entdeckt. Und sie müssen ihm unbedingt folgen. Was sind das für Menschen? Wir wissen wenig über sie. Als Weise werden sie bezeichnet. Vielleicht, weil sie es verstehen, die Zeichen der Zeit weise zu deuten?  Sie gehören wohl zu den Menschen, die einerseits über ein Wissen verfügen, das man beweisen kann, aber andererseits auch über eine Weisheit, die die Erfahrung lehrt. Für diese Weisen ist klar: Ein weltbewegendes Ereignis ist geschehen. So wollen sie den wahren, den gerechten König finden, der die Welt liebevoller und heiler macht, den „Friedenskönig“, den Gott für alle Menschen in die Welt gesandt hat. Auf ihrem Weg dahin sind sie zugleich Wissende und Suchende. Sie haben teure, kostbare Geschenke mitgenommen für diesen König, den sie schließlich in einer Krippe liegend finden. Sie spüren, sie ahnen, sie glauben: Das Kind, das sie suchen, gibt jedem einzelnen von ihnen, ja der ganzen Welt, viel mehr als man mit Geld bezahlen kann. Vor diesem Kind kann man eigentlich auch nur mit leeren Händen dastehen.

Das Kind, das sie in einer Krippe finden, schenkt Hoffnung, Liebe, Freude und Zuversicht, Vergebung. Und so sind die Gaben, die sie bringen, wohl zugleich Bitten: Gold, Weihrauch, Myrrhe, Bitten um erfülltes Leben, Gottes Nähe, Gesundheit. Vielleicht möchten wir uns ihnen anschließen? Wir können uns auch nach Weihnachten noch – egal ob wir das Fest am 25. Dezember oder am 06. Januar feiern – auf den Weg hin zum Kind in der Krippe, zu Jesus Christus, machen.

Auch für uns ist er da. Auch uns steht der Weg zu ihm offen. Was werden wir bei ihm für uns entdecken?

Ich wünsche allen, die ihn suchen, dass sie auch im Jahr 2023 den Weg zu ihm hin finden.

Übrigens: Die Geschichte finden Sie in der Bibel im Matthäusevangelium.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

Gib mir ein Licht

Vor vielen Jahren machten wir auf einer Mädchenfreizeit eine Nachtwanderung durch den Wald. Als wir im Dunkeln über Baumwurzeln steigen mussten, lernte ich mit den Füßen zu ‚sehen‘. Ein paar der Kinder bekamen Angst im Dunkeln. Sie wünschten sich eine Taschenlampe. Wir hatten aber keine und so sagte ich: „Habt keine Angst! Wir fassen uns jetzt alle an den Händen und helfen einander. Das ist besser als jede Lampe.“ und sofort klammerten sich kleine Hände an meine. Ich hielt sie fest und redete weiter beruhigend auf sie ein. Ich konnte fühlen, wie sie Vertrauen fassten und sich entspannten. Als wir aus dem Wald kamen war die Angst vergessen und sie waren stolz auf das Abenteuer, das wir gemeinsam bestanden hatten.
So wie damals im Wald fühlt sich dieses Jahr der Schritt über die Schwelle des neuen Jahres an. Nach einem Jahr, in dem so viele Sicherheiten ihre Zerbrechlichkeit gezeigt haben – der Angriff auf die Ukraine stellte die lange Friedenszeit in Europa in Frage, die Energiesicherheit und den stetig wachsenden Wohlstand. Mancher fragt sich bange: Was wird das neue Jahr mir bringen? Woher den Mut und den Glauben für die Herausforderungen der Zeit nehmen?
Mich begleitet schon länger die Worte einer unbekannten chinesischen Beterin: „Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegengehen kann! Aber er antwortete: Gehe nur hin in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes! Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg!“
Als Christin gibt mir mein Glaube nicht mehr Informationen über die Zukunft als anderen. Er lehrt mich aber Gottes Hand zu ergreifen – d.h. mich in das Vertrauen auf Gott einzuüben – und mit diesem Halt, den Weg durch die Dunkelheit der Zukunft zu ertasten. Und meine Hand anderen zu reichen, die ebenfalls unterwegs sind.  Ich weiß, das ist anspruchsvoll und ich kann alle verstehen, die sagen: Ich hätte aber doch gerne eine Taschenlampe! Deshalb möchte ich Sie alle und auch mich selbst ermutigen an der Schwelle des neuen Jahres die Hand ins Dunkel der Zukunft auszustrecken und Gottes Hand zu ergreifen. Und nach den Händen der anderen zu tasten, die mit uns auf dem Weg sind. Dann können wir erleben, dass das Licht von Weihnachten, das Licht der Liebe Gottes auch unsere Dunkelheit erhellt. Und dann sagen wir vielleicht am nächsten Sylvester: ‚Ja, das war wirklich besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg!‘
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Jahr 2023, bleiben Sie behütet!

Katja Reichling

Katja Reichling

Pfarrerin an der Christuskirche Todtenhausen/Kutenhausen

Traditionsgemäß erscheint im Mindener Tageblatt auch in diesem Jahr wieder eine Sonderseite zu Weihnachten. Dieses Mal hat den Text für diese Seite Pfarrerin Esther Witte aus Schlüsselburg geschrieben. Ihren Beitrag gibt es auf Hochdeutsch im Mindener Tageblatt – und auf Plattdeutsch hier. Viel Spaß beim Lesen!

Text: Pastörske Esther Witte ut Schlöttelboarg, dei kein Platt köan kann – is schoade – oaba weinigstens vastoen. Oabasettet von Elfriede Ötting ut Woatastroate.

Wiehnachten staht vor de Döör

De Wind de weihet oabert Land
schufft dicke Wolcken vor sick her,
un kickt man oabert wiehe Land,
is alles doig, alles leer.

De Winter moaket sick getz breet,
de Sünne sick ganz kort nur wieset.
De Eere drängt `n wittet Kleed,
de Wäge sind verieset.

Doch wenn de Sünne denn moal schinnt
mit öhren warmen Stroahl,
funkelt un glitzert et in`n Wind
uppe ganzen Eere doal.

Et blänkert Hoagen, Boom un Struk
Ook de Husdöäker inne Ferne,
un dichte bie-e süht et ut,
als wör alles beseit mit Sterne.

An `n Himmel staht dat Oabendrot,
de Moand kickt listig achtern Wolken vör,
de Engel backet Wiehnachtsbrot
denn: Wiehnachten staht vor de Döör.

(von Sophie Möhlenbrock ut Neienknicke)

Platt. Dat is et, wat wi köart, hier up`m Lanne.
Kloar. Et werd dat eine oder dat annere Woart von Dörp tau
Dörp annasta köat, oaber man vasteit sik.

Hochdütsk, dat könt wi ok.
Oaba et mott nich wäsen. Nich jummer. Meist nich.
Oder bloß bi wecken Lüen.
Mit dänen köat man Hochdütsk un mit dän annern Platt.
Dat passet aal. Wi könt us doarup instellen.

Un wenn ik dat mol vakloarn schall, wi dat is,
denn kann ik dat mit dei Wiehnachtsgeschichte gaut vaglieken.
Doar gift et jo ok nich bloß eine Geschichte.
Dat is di ok kloar, oder? Et gift tweie.
Dei eine steit bi Matthäus. In sinen Evangelium ganz vörne.
Un dei annere bi Lukas, ok ganz vörne.
Dei kennst du saugoar Woort för Woort.
Dei wert jummer in dän Gottesdiensten vöaläsen:
„Et begaff sik oaba tau dei Tied, dat ein Gebot von dän Kaiser Augustus utgüng…“
Sau fangt et an. Un denn werd vatellt, wie Maria un Josef noa Bethlehem möt un et keinen Platz in dei Herberge mehr gift un dat dat Kind in`n Stalle geboan werd.

Van dei Geburt in Bethlehem vatellt ok Matthäus.
Oaba jetzt kummt et: Bi Matthäus läset wi bloß von dän Wiesen ut dän Moirgenlanne oder dän drei Königen, wie wekke tau ör segget.
Et sind dei, dei dän groten hellen Steern noalopet, saulange, bet sei anne Krüm`m ankomt un dat Jesus Kind fint.

Bi Lukas komt dei Gestalten nich vör.
Hei vatellt bloß von dän Scheepan up`n Feele,
dei ganz noarmoal an arbeien sind,
wi sei mit eis dei Wöre von dän Engeln höat:
„Hebbet keine Angst! Jau is vandoage dei Heiland geboan!“
Un denn lopet sei hen, dei Scheepa, hen no dän Stall.
Un sei fint alles sau vör, wi et dei Engel tau ör è secht hebbet.

Jo, un wenn ik dat nu vagliken schall mit dän Hochdütsken un mit dän Platt,
denn is dat sau:
Dat Hochdütsk, dat sind die Wiesen, dei Könige mit öan finen Tüch un öan düan Geschenken: Gold, Weihrauch un Myrre.

Dat Platt, dat sind dei Scheepa, dei noarmoalen Minsken, dei wetet, wi hart dat Leben wäsen kann un wat man bruket, ümme sik in dei Külle von`n Leben warme tau holen.
Et sind deijenigen, dei wetet, wat wichtig is un wat mehr wert is wie Gold, Weihrauch un Myrre.
Doarvan telle ik ein poar Dinge up:
Einen Freund tau hebben oder eine Freundin, dei einen vasteit, tauhöat un mehe anpacket.
Eine Famile, wo man tauhöart.
Ein Tauhus, in dat man jummer wer trügge koamen kann.
Un wenn et geit: Gesundheit.
Jo, dat sind Dinge, dei man sik nich köpen kann un dei doch sau wichtig för us sind.

Dei Scheepa, dei stoahet för dat Platt.
Eine Hatensproake, dei kein „Sie“ kennt. Bloß ein „Du“.
Wo man schnell mit anneren tauhoope kummt un weit: Dei annere vasteit mi.

Dat Hochdütsk is ok wichtig. Kloar. Dat köönt wi jo ok köan.
Oaba et is wehr sau, wi in dei Wiehnachtsgeschichte.
Et mott nich jummer köart wer`n .
Sau, wi ok dei Könige nich in jeden Krippenspell an`n Heiligen Oabend benömmt werd.
Bloß manchmoal . Af un tau.
Oaba wenn dei Wiehnachtsgeschichte vatellt werd, sau wi se inne Bibel steit,
dröbet dei Scheepa ganz un goar nich fählen!
Man mott sik dat moal vörstell`n : Eine Wiehnachtsgeschichte oane dei Scheepa!
Oane dei noarmoalen Lüe!
Wat schöll dat wer`n?

Also: Wi hier upp`n Lanne, in dän Dörpern von Petershoagen,
wi köart Platt. Un dat ut Oabatügung.
Sau, wi et jummer was.

Mach doch Gott sien`n Segen up us läggen un up alle Minsken, dei vondoage Wiehnachten fiat!

links Elfriede Ötting, rechts Esther Witte

links Elfriede Ötting, rechts Esther Witte

Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Schlüsselburg