
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Vorbereitung
Als ich ein Kind war, hatte der Advent etwas fast Magisches für mich. Besinnlichkeit, Kerzenschein, Glühwein und wohlige Musik. Wir sangen das Lied „Dicke rote Kerzen, Tannenzweigenduft und ein Hauch von Heimlichkeiten liegen in der Luft“. Volkstümlich ist es die Vorweihnachtszeit: vier Wochen genießt man schon, was dann am Heiligen Abend seinen Höhepunkt findet.
Es sind schöne Erinnerungen, doch mit dem Heranwachsen eröffnete sich mir auch ein anderer Blick, der früher den Menschen selbstverständlich war. Der Advent ist eigentlich eine Art kleine Fastenzeit.
Im Advent werden in den Gottesdiensten der Kirchen Lieder der Vorbereitung gesungen. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „O Heiland, reiß die Himmel auf.“ Es sind Texte, die nicht einlullen, sondern wachrütteln wollen, Lieder, die nicht nur eine äußere Vorbereitung auf ein Fest, für das alles geschmückt wird, sondern eine innere Vorbereitung sein sollen.
Und es sind Texte, die mir heute viel mehr sagen, denn der Advent ist für mich heute vor allem eine Zeit der Vorbereitung und des Neuanfangs mit Jesus Christus. Einfach einmal einen ehrlichen Blick auf mein Leben werfen. Und damit verbunden ist immer auch die Frage, wie es denn mit mir und diesem Gott – der da an Weihnachten ein Kind wird – so steht. Der Advent ist eigentlich nicht nur Vorweihnachtszeit, die nur auf Weihnachten schaut, sondern die Zeit eines neuen Anfangs mit Gott in meinem Leben. Und diese Anfänge brauchen Menschen, die auf Gott vertrauen wollen immer wieder.
Darum freue ich mich an den vielen äußeren Zeichen, der Beleuchtung und der Musik, den Kerzen und den Tannenzweigen. All das zeigt mir, dass da etwas Neues anbricht, und ich will all das verstehen als Hinweis darauf, dass auch in mir etwas anbrechen darf und ich durch all das versuche, aus dem Alltag zu erwachen und die Stimme Gottes zu hören, der in diesen Tagen merklich den Himmel aufreißt. Eine fast magische, besser vielleicht eine himmlische Zeit…

Jakob Jan Küchler
Pastor am Dom zu Minden
Du fehlst!
Der November ist für viele Menschen ein trauriger Monat: Es wird früh dunkel, die Sonne geht und der Winter-Blues kommt. Dazu passt der morgige Totensonntag. In der evangelischen Kirche ist das ein Gedenktag für die Verstorbenen. In vielen Gemeinden finden Gottesdienste statt. Dort wird an die Verstorbenen des vergangenen Jahres erinnert, ihre Namen werden verlesen, Kerzen entzündet. Viele Menschen besuchen die Gräber auf dem Friedhof.
Aber hilft das alles? Ist es nicht manchmal besser, zu vergessen, als sich dem Schmerz über den Verlust auszusetzen? Ein Mensch ist gestorben, was kann der Besuch auf dem Friedhof oder ein Gottesdienst daran ändern?
Herbert Grönemeyer singt in seinem Lied „Mensch“: „Und der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt. Und weil er schwärmt und stählt, weil er wärmt, wenn er erzählt. Und weil er lacht und weil er lebt. Du fehlst.“
Dieser Songtext trifft die Spannung ziemlich gut: In der Trauer um geliebte Menschen gibt es beides: Ich bin tieftraurig und verzweifelt, mal länger, mal etwas kürzer. Ich will und muss erzählen von dem Verstorbenen, von seinem Leben und Sterben. Und das ist wichtig, so kann ich Abschied nehmen. Ich will und muss mich erinnern. Aber es ist auch wichtig, den Alltag aufrecht zu erhalten, mal was ganz anderes zu machen, zu vergessen. Beides gehört zusammen. Genau in dieser Spannung kann das Leben weitergehen. In aller Trauer und aller Erfahrung von Leid kann das Leben manchmal auch ungetrübt und leicht sein.
Der Verlust bleibt. Der geliebte Mensch fehlt. Die Traurigkeit kommt immer wieder einmal, manchmal auch nach langer Zeit noch. Aber sie ist nicht das einzige. Daran erinnert mich der morgige Sonntag. Das bewegt mich, wenn ich auf den Friedhof gehe: Das Leben, die Liebe ist stärker als der Tod. Das letzte Wort über uns hat nicht der Tod, sondern die Hoffnung auf Leben bei Gott. Das gibt mir Kraft.

Petra Ottensmeyer
Pfarrerin, TelefonSeelsorge Ostwestfalen
Richtig sorgen!
Was tun gegen das Grübeln?
Immer wieder gibt es Gelegenheit, sich richtig Sorgen zu machen: Kriege und Krisenherde in der Nähe oder in der Ferne, Klima und Energie, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Vielleicht machen wir uns Sorgen um nahe Angehörige oder um unsere Gesundheit.
Sorgen machen wir uns darum, wie es unseren Kindern und Enkeln in Zukunft ergehen wird und ob sie eine lebenswerte Welt von uns übernehmen. Diese Sorgen haben auch eine positive Seite, denn sie tragen dazu bei, dass wir über unseren Lebensstil nachdenken und ihn verändern.
Sorgen machen wir uns auch um unser Zusammenleben. Mancher scheint nach der durchgestandenen Pandemie etwas dünnhäutiger geworden zu sein. Wir müssen uns wieder aneinander gewöhnen.
Wenn die Sorgen in unserem Kopf erst einmal starten, sind sie schwer wieder zu bremsen. Manchmal machen sie sich auch einfach selbständig und es ist nicht einfach, aus der Sorgenspirale wieder auszusteigen, mit dem Grübeln aufzuhören und den Kopf wieder hoch zu bekommen.
Aber kann man sich auch „richtig“ sorgen oder um die richtigen Sachen sorgen?
Jesus Christus spricht in seiner Bergpredigt davon, dass niemand durch Sorgen, die er sich macht, sein Leben verlängern könne und in Kapitel 6 Vers 33 des Matthäusevangeliums drückt Jesus es so aus:
„Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.“
Wir sollen uns also um die Dinge sorgen, die ganz oben auf Gottes Prioritätenliste stehen:
Dass Menschen etwas von Liebe, Verständnis und gegenseitiger Unterstützung spüren und dass es Gerechtigkeit gibt. Und da gibt es ja genug zu tun. Gott braucht uns alle für diese Aufgabe.
Für Jesus sind Sorgen und Grübeln nicht das letzte Wort, denn er gibt Hoffnung.
Immer gibt es die Möglichkeit, zu Jesus zu beten, leise oder laut. Immer gibt es die Möglichkeit, einen Gottesdienst zu besuchen, mit jemandem zu sprechen oder gemeinsam zu beten. Probieren sie es doch morgen einfach einmal aus.

Pastor Olaf Mohring
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Minden