Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Lieblingsfarbe: Bunt!

Beeindruckt verlasse ich das Krankenzimmer. Schon viele Jahre halten die beiden zusammen. Klar, ihre Freundschaft musste Krisen durchstehen. Aber wenn es drauf ankommt, sind sie füreinander da. Auch jetzt. Eine schwere Erkrankung hat die Patientin aus der Bahn geworfen. Nicht alle in ihrem Umfeld können gut damit umgehen. Doch auf diese Freundin ist Verlass. Ihr Zusammenhalt gibt ihr Kraft.

ZUSAMMEN:HALT ist das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade (6.-16.11. 2022). Ein wichtiges Thema angesichts der aktuellen Krisen. Der Ukrainekrieg verursacht unermessliches Leid. Flüchtlinge suchen bei uns Schutz. Die steigenden Energiepreise verstärken die Spaltung zwischen Arm und Reich in unserer Gesellschaft. Die Klimakrise hat weitreichende Folgen.

Worauf können wir uns verlassen? Gott hält zu uns Menschen, davon erzählt die Bibel. Ein Zeichen für diesen Zusammenhalt ist der Regenbogen. Neulich leuchtete einer wunderschön in klaren Farben am wolkenverhangenen Himmel über unserer Stadt.

Zornig hatte Gott einst eine vernichtende Sintflut geschickt, weil die Menschen viel Unheil angerichtet hatten. Doch sie waren dadurch nicht besser geworden. Da sagt Gott: „Halt! So mache ich nicht weiter.“ Gott besinnt sich auf seine Menschenfreundlichkeit und verspricht, alles Leben zu bewahren, solange die Erde steht. Seinen Kriegsbogen hängt er weg – in die Wolken hinein (1. Mose 8,20 – 9,17). Wir sehen ihn als Regenbogen, als Zeichen des Friedens zwischen Gott und uns Menschen.   

Unter dem Regenbogen haben alle Menschen Platz unabhängig von ihrer Hautfarbe, egal ob arm oder reich, krank oder gesund, egal ob sie anders leben und lieben. Längst ist der Regenbogen zum Symbol für Frieden und Toleranz in unserer Gesellschaft geworden, also auch für Zusammenhalt. Er macht Mut, füreinander einzustehen und „Halt!“ zu sagen, wenn Menschen ausgegrenzt oder diskriminiert werden. Wenn Antisemitismus und Rassismus um sich greifen.

Kein Wunder, dass die LGBTQIA+-Community sich den Regenbogen als Symbol zu eigen gemacht hat. Ich bin überzeugt, Gottes Lieblingsfarbe ist bunt.

Pfarrerin Melanie Drucks

Pfarrerin Melanie Drucks

Ev. Krankenhausseelsorgerin, Johannes Wesling Klinikum Minden

Audienz beim allmächtigen Gott

Angesichts der Situation in dieser Welt, mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, den Entwicklungen in China und den Konflikten zwischen Nord- und Südkorea, kommt mir der Gedanke: Hoffentlich klagen wir nicht irgendwann einmal und sagen: Hätten wir doch mutiger und anhaltender gebetet.

Ich freue mich über die Menschen, die Woche für Woche bei uns in der Kirche zum Friedensgebet zusammenkommen, um für Frieden nicht nur in der Ukraine zu beten. Ich freue mich über die Menschen, von denen ich höre, dass sie sich an anderen Stellen zum Friedensgebet treffen.

Wir stehen vor dem Reformationsfest. Das Gebet ist für Luther ganz wichtig gewesen. Er sagt: „Man kann keinen Christen finden ohne Gebet – so wenig wie man einen lebendigen Menschen ohne Puls finden kann, den Puls, der nimmer stehen bleibt.“ Beten ist der Pulsschlag des Glaubens. Luther weiter: „Gott braucht mein Gebet nicht, aber mein Leben braucht das Gebet.“

Gebet ist Audienz bei dem allmächtigen Gott, ist ganz persönliche Begegnung mit Jesus, und nur aus diesem persönlichen Umgang mit Jesus im Gebet erwächst Vertrauen und wächst Glaube.

Wahrscheinlich kennt jeder, genauso wie ich, auch die Fragen im Blick auf das Gebet. Wie wird mein Gebet erhört? Warum erhört Gott manchmal Gebete anders oder erst viel später, als ich es mir wünsche.

Und doch will ich immer wieder zu Gott kommen, alleine oder in der Gemeinschaft mit anderen, und neben Lob und Dank alle meine Bitten und Fürbitten vor IHN bringen. Und neben dem, was mich persönlich privat bewegt, will ich die Politik im Großen und Kleinen, die Fragen und Nöte in unserem Land und in dieser ganzen Welt nicht vergessen.

Somit möchte ich Sie einladen, am Ende dieser kurzen Andacht, Stille zu werden und gerade die weltweiten Probleme von Krieg bis Klimakatastrophe vor Gott zu bringen.

„In allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ Philipperbrief, Kapitel 4, Vers 6.

Peter Fischer

Peter Fischer

Pfarrer, Evangelisch - Lutherische Kirchengemeinde Hille

Kennen Sie John Wesley?

Diese Frage hat jemanden aus meiner Gemeinde völlig aus dem Konzept gebracht. Der Name ist ihr nicht geläufig. Mit Martin Luther kann sie etwas anfangen. Die Pastoren der letzten Jahre sind ihr bekannt. Aber wer ist dieser John Wesley?

Leider war dies eine entscheidende Frage, um zu beurteilen, ob sie aus religiöser Überzeugung in die Kirche geht. Der Verdacht liegt nahe, dass der Glaube nur vorgeschoben ist. Die Abschiebung ins Heimatland droht.

Und ich habe nicht über John Wesley gepredigt. Einer der Gründerväter meiner Kirche. Kein Heiliger. Aber ein bedeutender Mann. Doch wer in meine Gottesdienste geht, erfährt in der Regel nichts über ihn. Es gibt wichtigere Fragen in meinem Leben als Christ.

Für mich ist die entscheidende Frage: Wer ist Jesus Christus für dich? Darüber komme ich gern mit anderen ins Gespräch.

Als Methodistin weiß ich, dass keine Kirche die allein seligmachende ist. Ich schätze die Vielfalt der Kirchen. Mit allen Unterschieden gehören wir doch alle zu Gott. Letztlich kommt es nicht darauf an, zu welcher Kirche ich gehöre. Es kommt darauf an, dass das, was ich in der Bibel lese, in der Kirche höre, mein Herz erreicht. „Kennen Sie John Wesley?“ ist deshalb nicht die entscheidende Frage.

Ich finde Wesley übrigens wirklich klasse, denn er verbindet soziales Engagement mit dem Glauben an Gott. Ich kann kein Christ sein, wenn ich andere ausbeute und versklave. Und ich muss mich fragen lassen, wie ich mein Leben gestalte. Ob mir dabei ein Luther, Wesley oder vielleicht auch Bonhoeffer hilft, spielt keine Rolle.

Mich haben alle drei geprägt. Und daneben noch viele andere. Sie haben mir gezeigt, dass die Großen der Kirchengeschichte keineswegs nur die strahlenden, erfolgreichen Christen sind. Gott hat sie trotzdem gebrauchen können.

John Wesley hat lebensverändernd gepredigt. Er hat von der Liebe Gottes zu uns Menschen erzählt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch heute noch diese Liebe erfahren.

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pastorin der Evangelisch – methodistischen Gemeinde Minden