Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Wort zum Sonntag 3. Juli 2022

Ich habe Durst

„Wasser“ stöhnen Kinder bei einem ausgiebigen Geländespiel bei sengender Hitze. „Ich verdurste!“ Selbst Kinder, die zu Beginn unserer Freizeit noch erklärten, nichts außer Apfelschorle zu trinken, nehmen dankbar die Wasserflasche an. Hauptsache nass. Dann ist der Durst gestillt, das Spiel kann weitergehen.
Wäre es doch immer so einfach! Eine kurze Pause, etwas Wasser, einmal durchatmen, und weiter geht’s. Statt dessen stehe ich manchmal vor dem Kühlschrank und frage mich, was ich da will. An Durst habe ich nicht gedacht, aber irgendetwas fehlt und treibt mich in die Küche.
Es gibt unzählige Ratgeber, wie wir einen Wassermangel erkennen können. Es gibt Lösungsstrategien: „Stellen Sie sich jeden Morgen als erstes eine Kanne Tee oder eine Flasche Wasser hin und trinken Sie die im Laufe des Tages aus.“ Denn anscheinend ist Durst nicht so einfach zu erkennen.
Dabei reden wir von Durststrecken, wenn es in unserem Leben nicht mehr rund läuft. Oder von Durst nach Leben, nach Action und Abenteuer, nach echten Gefühlen, die unser Leben wieder interessant und aufregend machen.
Und dann sagt einer: „Meine Seele dürstet nach Gott. Nach dem lebendigen Gott.“
Interessant! Meine Seele dürstet – und es ist wie mit dem Durst nach Wasser: ich versuche, meinen Durst irgendwie zu stillen. Rufe noch mal eine Freundin an. Stelle den Fernseher an. Tu mir etwas Gutes. Und merke doch: es reicht nicht. Eigentlich müsste da mehr sein.
Meine Seele dürstet nach dem lebendigen Gott.
Ich möchte Gott erfahren in meinem Leben. Möchte spüren, dass er da ist. Dass ich ihm nicht egal bin. Und dass er auch heute noch eingreift.
Vielleicht sollten wir Gott das einfach sagen: „Wir brauchen dich auf dieser Erde mit all den verfahrenen Situationen. Wir brauchen dich als Ideengeber, wie wir für Frieden und Gerechtigkeit sorgen können. Wir brauchen die Gewissheit, dass du, Gott, da bist – auch für mich.“
Gott wird unseren Durst stillen. Vielleicht anders als gedacht, aber so, dass es uns guttut.

 

Nicole Bernady

Nicole Bernady

Pastorin der Evangelisch-methodistischen Gemeinde Minden

Sommerferien!

Sommerferien! Sofort sind Erinnerungen da, Gerüche und Geschmack: in der Hängematte liegen und unter dem grünen Blätterdach träumen, Kirschen essen bis der Bauch wehtut, baden mit dem Geruch nach Chlor, Rasen und Sonnencreme, abends noch Federball spielen…vor allem unendlich viel Zeit haben!  Ich wünsche allen Kindern und Jugendlichen, dass sie sechs Wochen Freiheit haben, spielen, faulenzen und genießen, und Eltern, die das tolerieren.
In der Bibel lesen wir, dass Gott Freude hat an Spiel und Musik. Gott freut sich auch über zufriedene Menschen und über ihr Loben und Danken. Gott selbst ruht sich nach der Schöpfungsarbeit aus: „So vollendete Gott den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen hatte.“ (1. Mose 2, 3) Gott hat Freude an Fülle und Genuss. Psalm 23 lobt Gott mit den Worten „Du bereitest vor mir einen Tisch… du schenkst mir voll ein…, Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen ein Leben lang. (Verse 5+6). Gott hat das Gute und das gelingende Leben für seine Menschen im Blick.
Im Alltag geht uns manchmal das Vertrauen darauf verloren. In den Ferien ahnen wir vielleicht eher, was unsere gottgewollte Bestimmung ist. Versuchen Sie diese Übung der Dankbarkeit doch einmal:
jeden Tag einmal  sich dem Himmel entgegenstrecken,
und danke sagen für alles, was gut war, für alles, was ich geerntet habe,
lachen und wissen: Ich bin nicht allein.
Schöne Ferien!

Imke Reinhardt-Winteler

Imke Reinhardt-Winteler

Pfarrerin im Referat für gesellschaftliche Verantwortung im Kirchenkreis Minden

Ab in die Kirche!

Ich fürchte, dass mindestens 99 Prozent der Leser dieser Zeilen morgen nicht zum Gottesdienst gehen. Bei den meisten Menschen, die ich kenne, habe ich den Eindruck, dass sie die Kirche meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wir haben für jeden Quatsch Zeit, bloß für Gott sich Zeit zu nehmen, das scheint zu schwer zu sein.

Als Gedankenanstoß zur Lösung des Problems habe ich eine Geschichte von Axel Kühner gefunden (in seinem Buch „Die gute Minute“). 

„Dem Pfarrer einer Gemeinde  fiel ein alter, ärmlich wirkender Mann auf, der jeden Mittag um 12 Uhr die Kirche betrat und sie schon nach kurzer Zeit wieder verließ. Eines Tages wartete der Pastor auf den Mann und fragte ihn, was er denn in der Kirche tue. Der Alte antwortete: ‚Ich gehe hinein, um zu beten!‘ Auf die verwunderte Feststellung: ‚Aber du bist niemals lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können!‘, erklärte der alte Mann: ‚Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um 12 Uhr vorbei und sage: Jesus, hier ist Jim! Dann warte ich eine Minute, und er hört mich‘.  Nach einiger Zeit kam der alte Jim mit einer Verletzung seines Beines in das Krankenhaus. Die Schwestern stellten fest, dass er auf alle anderen Patienten einen heilsamen Einfluss halte. Die Nörgler wurden zufrieden, die Ängstlichen gewannen neue Zuversicht, die Traurigen wurden fröhlich. Und es wurde viel gelacht in Jims Zimmer. ‚Jim‘, sagte die Stationsschwester eines Tages zu ihm, ‚die anderen Männer sagen, dass du diese Veränderung herbeigeführt hast. Du bist immer glücklich!‘ – ‚Ja, Schwester, ich kann nichts dafür, dass ich immer so fröhlich bin. Das kommt durch meinen Besucher.‘ Die Schwester hatte bei Jim noch nie Besuch gesehen. Denn er hatte keine Verwandten und auch keine näheren Freunde hier. ‚Dein Besucher?‘, fragte sie, ‚wann kommt der denn?‘ – ‚Jeden Tag um 12 Uhr mittags‘, antwortete Jim fröhlich. ‚Er kommt herein, steht für eine Minute am Fußende meines Bettes und sagt: Jim, hier ist Jesus!‘“

Daniel Brüll

Daniel Brüll

Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Petershagen