Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Warum lässt Gott das zu?

Warum lässt Gott das zu? Warum gibt es Leid? Warum sterben junge Menschen und warum gibt es Kriege? Heute versuchen wir diese Fragen zu beantworten. Diese Frage beschäftigt Menschen zu allen Zeiten. Viele Theologen führen das Leid auf die Güte und Liebe Gottes zurück. Gott in seiner Größe ist für uns nicht zu fassen und man hofft darauf, dass hinter allem ein Plan Gottes steht, den wir Menschen nicht begreifen können. Jedenfalls ist sicher, dass Gott das Leid kennt, da Jesus auch Mensch war.
Leibniz sagt, Gott hat von allen die bestmögliche Welt erschaffen. Er wog alles ab und entschied sich dazu, diese Welt zu schaffen. Leid sei also der hinnehmbare Preis für die bestmögliche Welt. Ein weiterer Ansatz ist, dass der Mensch einen freien Willen hat. Dadurch, dass der Mensch selbst entscheiden kann, wie er handelt, kann er sich für das Schlechte entscheiden. Andere vermuten, Gott hat sich längst von der Welt zurückgezogen. Wir sind ihm gleichgültig und er kümmert sich nicht darum, was mit uns passiert. Im Mittelalter glaubte man sogar, dass Gott Leid benutze, um Menschen zu bestrafen. Wenn sie etwas Schlechtes getan haben, dann werden sie im Laufe des Lebens irgendwann einmal Leid erfahren. Mit dieser Frage setzt sich das Buch Hiob auseinander.
Es gibt also viele verschiedene Möglichkeiten, Leid zu erklären. Doch keine von ihnen kann bewiesen werden. Es liegt an jeder und jedem selbst, wie man diese Frage beantworten will. Es ist aber nicht von großer Bedeutung, warum Gott das zulässt. Selbst wenn man die Antwort kennen würde, würde Leid dennoch existieren. Es ist also wichtiger, die Frage zu beantworten, wie ich mit Leid umgehe. Christen glauben, dass Jesus im Leid uns beisteht. Es ist die persönliche Entscheidung, ob man überhaupt an einen Gott glaubt und wie der Gott ist, den man sich vorstellt. Gerade jetzt ist es wichtig sich nicht mit der Frage nach dem Warum aufzuhalten und stattdessen Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen.

Erarbeitet vom Religionsgrundkurs der Q1 der Gesamtschule Porta Westfalica

Fachlehrer: Pfarrer Eckart Zinnke

Eckart Zinnke

Eckart Zinnke

Pfarrer an der Gesamtschule Porta Westfalica

Drücken Sie den Resetknopf!

Der Beginn der Fastenzeit

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist gut, ab und zu im Alltag den Resetknopf zu drücken und die Fülle unserer Gewohnheiten mal auf den Prüfstand zu stellen. Was tut mir gut? Wo bin ich ganz bei mir? Was führt mich näher in den Kontakt zum Mitmenschen, zu Gott?

In der katholischen Kirche dient für diese Inspektion unserer Lebensführung die jährliche Vorbereitungszeit auf das Osterfest von 40 Tagen. Während mancher Zeitgenosse über den selbstauferlegten Verzicht in dieser Zeit die Nase rümpft und sie vorschnell als typisch katholisch empfundene Bigotterie abtut, fühlen sich andere von einer Zeit des freiwilligen Verzichts angesprochen, sei es aus Gründen des Wunsches nach weniger Körperfülle oder nach einem gutgemeinten Rat des Hausarztes. Dazu muss man aber zunächst mit einem Missverständnis aufräumen: die Fastenzeit ist keine Phase der verstärkten Selbstbetrachtung, einer ständigen „Nabelschau“. Es geht nicht um das Konzentrieren auf das eigene Ich. Vielmehr soll ein Durchbrechen schlechter Gewohnheiten, gerade wenn sie der Selbstbeschäftigung dienen und diese verstärken, den Blick klären und die eigene Wahrnehmung mehr auf das Du ausrichten. Fasten also nicht als Wellness oder esoterischer Schnick-Schnack, sondern als Weg zum Kontakt zum anderen, mir fremden. Was heißt das konkret? Im Grunde der bewusste Verzicht auf Ablenkungen und Beschäftigungen, bei denen ich um mich selber kreise. Das kann das ständige Hängen am Smartphone sein (wie oft nehmen wir den „Suchtknochen“ in die Hand, nicht weil er gerade gemeldet hat, dass eine Meldung gekommen ist, sondern in Erwartung, es könnte gerade was passiert sein?). Dann der Verzicht auf Ablenkung durch falsche und ungesunde Ernährung: das beliebte Knabberzeug nebenher, dass nur der Beschäftigung der Geschmacksnerven dient. Oder der Verzicht auf das sonstige mediale Dauerfeuer, dem wir uns oft ungeschützt ausliefern. Dies alles aber nicht, damit ich mich irgendwie besser fühle, sondern um mich neu für die Begegnung mit einem Gegenüber zu öffnen, sei es ein Mitmensch, der für ein aufmunterndes Wort von mir dankbar ist, oder natürlich für die Begegnung mit Gott, im Gebet, im Lesen der Heiligen Schrift oder eines spirituellen Buches, im Hören eines geistlichen Podcast, oder für uns katholische Christen im achtsam vorbereiteten Empfang der Sakramente der Versöhnung und der Eucharistie.

Auch wenn Sie nicht katholisch sind; Vielleicht lassen Sie sich am Beginn dieser Fastenzeit motivieren und inspirieren? Drücken Sie doch auch mal den Resetknopf in Ihrem Leben. Nicht um alles von heute auf morgen umzuwerfen, sondern im Kleinen zu beginnen. Mit einer kleinen Neujustierung, etwas weg vom Ich, hin zum Du.

David F. Sonntag

David F. Sonntag

Pastor am Dom zu Minden

Sehen Sie es?

„Tut das weh?“, fragt das kleine Mädchen seine Mutter und zeigt auf das Kreuz in der Kirche. Die Mutter erschrickt. Mit ganzer Wucht wird ihr bewusst, was ihre Tochter entdeckt hat: nicht den barmherzigen Gott, zu dem sie Abend für Abend beten, sondern den ohnmächtigen Gott, den leidenden Christus. Dort hängt er am Kreuz über dem Altar, Nägel in Händen und Füßen, eine Dornenkrone auf dem blutigen Kopf.
Das Kreuz ist kein harmloses Zeichen. Es steht in den Tagen vor Ostern im Mittelpunkt des Geschehens und mit ihm die Geschichte von Jesu Leiden und Sterben.
„Tut das weh?“ Ja, es tut schrecklich weh, nicht nur für den, der am Kreuz hängt, sondern auch für die, die hinschauen. Bei denen immer wieder Fragen hochkommen:
Gab es keinen anderen Weg? Braucht der liebende Gott Opfer?
Man versteht es nicht. Man versteht Gott nicht. Den Weg, den er geht. Die Dinge, die er zulässt und nicht verhindert. Das Nicht-Eingreifen in meinem eigenen Leben, als ich ihn so dringend gebraucht habe.
Die Spuren desjenigen zu erkennen, den wir den liebenden nennen, den, der niemanden fallen lässt, ist nicht immer einfach.
Manchmal muss man genau hinschauen, nachschauen, noch mal alles durchschauen, um dahinter Gottes Antlitz zu entdecken. Ein Antlitz, das uns mit Liebe ansieht, immer und überall.

So erging es mir auch mit dem Gesicht, bzw. der Maske auf dem Bild.
Schauen Sie ca. 30 Sek. auf die vier kleinen Punkte in der Mitte des Bildes. Dann schauen Sie auf eine Wand (möglichst ohne Muster). Langsam bildet sich ein heller Kreis. Wenn man nun mit den Augen blinzelt, sieht man, wie ein Gesicht entsteht. Erkennen Sie es?

So ist das wohl mit so manchen Dingen, die wir erleben: Wir starren auf das Vordergründige, auf die Maske. Aber erst, wenn wir unseren Blick weiten, versuchen, dahinter zu schauen, entdecken wir ein Gesicht. Es ist das Gesicht unseres Gottes, der uns mit Liebe anblickt.
Wenn wir ihn sehen, durch alles hindurch, wird es Ostern in uns.
Lasst uns dafür unsere Augen offenhalten.

 

Esther Witte

Esther Witte

Pfarrerin der Ev.-Luth. Kirchengemeinden in Schlüsselburg, Heimsen, Windheim/Neuenknick