
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Hoffnungszeichen
Es ist für mich in jedem Jahr um diese Zeit wieder faszinierend, wie sie mitten im Winter, manchmal noch im Schnee, tapfer ihre Köpfe aus dem Boden schieben und sich dann ihre Blütenkelche entfalten. Schneeglöckchen, für mich immer wieder ein Hoffnungszeichen, dass trotz der Kälte der Frühling kommt.
Und das brauchen wir, solche Hoffnungszeichen:
– Auch wenn die Pandemie noch hohe Zahlen zeigt, die Hoffnung, dass doch eine deutliche Veränderung schon bald möglich scheint.
– Wenn man mitten in der Trauer um einen lieben Angehörigen oder Freund ist, dass doch das Leben weitergeht und andere Zeiten kommen.
– In einer langen Phase der Arbeitslosigkeit, dass doch ein Bewerbungsgespräch Aussicht auf einen neuen Job gibt.
Bestimmt nicht immer kann die Hoffnung sein, dass alles ist wie vorher, das zeigen alle drei Beispiele. Wir müssen mit Verlust und Veränderung leben.
Aber Hoffnungszeichen meint: Wir spüren, dass das Leben weitergeht. Manchmal heißt es einfach, wahrzunehmen, dass wir nicht allein sind.
Gott will uns dies zusprechen: Ich weiß wohl was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leidens, dass ich euch Zukunft und Hoffnung gebe. So sagt er es durch den Propheten Jeremia seinem Volk Israel in schwieriger Zeit.
Vielleicht entdecken Sie in diesen Tagen draußen ein Büschel Schneeglöckchen. Sie sind unscheinbare Frühblüher, beeindruckend vor allem, weil sie meist in Vielzahl auftreten, in großen Drubbeln. Auch wir können gerade in der Gemeinschaft füreinander solche Hoffnungszeichen sein, uns Beistand geben.
Da sind noch die anderen Glocken, die sonntags, manchmal auch alltags ertönen. Sie laden uns ein in eine solche Gemeinschaft mit Gott und anderen Menschen. Sie rufen uns zu: Gott liebt dich und will dir nahe sein, er hat Gedanken des Friedens und der Hoffnung auch für dich.

Andreas Wilmsmeier
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hartum-Holzhausen
Mittelmaß
Mitte Januar war ich für ein paar Tage in Berlin. Am Straßenrand lagen anfangs noch die sorgfältig abgeschmückten Weihnachtsbäume als letzter Gruß vom großen Fest. Sage und schreibe 356 000 davon hat die Berliner Stadtreinigung in diesem Jahr eingesammelt und geschreddert. Zwischenzeitlich jedoch erfüllten einige dieser Nadelgehölze einen Zweck, mit dem ich so nicht gerechnet hatte: Obdachlose Menschen in den Seitenstraßen am Alex und anderswo hatten sich aus dem Geäst einen Windschutz gebaut für ihr nächtliches Lager unter freiem Himmel im eisigen Winterwind der Hauptstadt. Der Anblick irritierte. Eigentlich ist es ja eine höchst sinnvolle Zwischennutzung dieses Reliktes bürgerlicher Weihnachtsseligkeit, könnte man meinen. Aber die Kontraste sind nur schwer erträglich. Dort jemand, dessen gesamte Habe in einem entwendeten und zweckentfremdeten Einkaufswagen Platz hat, und wenige Schritte weiter eine völlig andere Welt: Chic gekleidete Menschen schlendern lässig durch die Luxuswarenabteilungen im KaDeWe, nehmen die vierstelligen Preisschilder sportlich und können sich scheinbar alles leisten.
Ein Bibelwort kam mir in den Sinn, ein Gebet, das im alttestamentlichen Buch der Sprüche, Kapitel 30, Vers 8 und 9 überliefert ist:
Armut und Reichtum gib mir nicht, lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. Ich könnte sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der Herr? Oder, wenn ich zu arm würde, könnte ich stehlen und mich am Namen meines Gottes vergreifen.
Die goldene Mitte zwischen Reichtum, der satt macht und überheblich, und Armut, die verzweifeln lässt, – ja das sollte es ein. Darum wollen wir bitten und dafür eintreten in unserem Land und weltweit, damit nicht wenige alles haben und viele nichts und nicht scheinbar unendlicher Wohlstand dort elender Armut hier so hart begegnet. Jesus hat den Armen Respekt und Augenmerk erwiesen, aber er hatte auch keine Berührungsängste und war öfters zu Gast bei Wohlhabenden. Beiden hat er das Evangelium von der unbedingten Liebe Gottes gebracht. Dieses Evangelium aber schließt weltveränderndes Handeln nicht aus, sondern ein.
Einen gesegneten Sonntag wünscht

Christian M. Weber
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hartum-Holzhausen
Mein Gott, wie wunderbar!
Es gibt Augenblicke im Leben, die kann man nur beschreiben mit Worten wie: „Mein Gott, wie wunderbar!“ Es kann sein, dass einen diese Worte überkommen, wenn man auf ein herrliches Panorama der Schöpfung Gottes schaut, wenn man einen lieben Menschen umarmen darf, ein gutes Essen zu sich nimmt oder einen hervorragenden Wein verkostet.
Bei mir kann sich dann unmittelbar das schlechte Gewissen einschleichen, das mir sagt, dass ich so etwas gar nicht verdient habe oder dass es nicht richtig sei, sich daran zu erfreuen, solange es so vielen Menschen auf der Erde viel schlechter geht als mir. Einem solchen Gedanken begegne ich mit der Überlegung, dass ich diese wunderbaren Momente tatsächlich nicht verdient habe.
Gott hat sie mir aber geschenkt, damit ich sie nutze. In einem mir von Gott geschenkten so wunderbaren Augenblick kann ich einen Abglanz der Schönheit Gottes erkennen. Ich kann diesen Augenblick auch nutzen, neue Kraft zu schöpfen, um den Menschen um mich herum Nächstenliebe erweisen zu können.
In Dankbarkeit darf ich die in solchen Momenten aufscheinende Liebe Gottes zu mir in christlicher Selbstliebe annehmen und neu Kraft finden, Gott und den Nächsten zu lieben.
Ich nutze ein so wunderbares Geschenk Gottes, um in Gottes- und Nächstenliebe zum Ziel meines Lebens zu gelangen:
Den über alles herrlichen dreifaltigen Gott schauen und das Glück des ewigen Lebens genießen zu dürfen.
Gott hat uns in der Menschwerdung seines Sohnes, die wir vor gut fünf Wochen gefeiert haben, den Weg dorthin eröffnet.
Danken wir für dieses unendlich große Geschenk Gottes und nutzen wir es.
Es grüßt Sie,
Ihr Pastor Christian Bünnigmann

Christian Bünnigmann
Pastor im Pastoralverbund Mindener Land