Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Wort zum Sonntag

Mein Auto ist kaputt. Die Werkstatt ist dran, es dauert. Ich habe noch nicht alle Geschenke besorgt. Den Herrenhuter Stern, den mein Sohn sich wünscht, gibt’s nicht mehr im Netz, nicht in Minden, nirgends – außer in einem Laden in Petershagen als Deko. Also fahr ich von Minden mit dem Fahrrad los. Das Geschenk muss ja noch rechtzeitig zur Post. Unterwegs denke ich: Warum dieser Aufwand? Kann es nicht später nachge­reicht werden? Warum überhaupt das ganze „Geschenke“ zu Weihnachten? Da fällt mir wieder ein, was ich als Kind erlebte: Mein Vater predigte in der Christvesper über einen Lehrer. Der forderte, das Schenken an Weihnachten abzuschaffen. Das lenke nur vom tieferen Sinn des Festes ab. Ich bekam den Schock meines Lebens und fürchtete das Schlimmste. Aber mein Vater zeigte Herz. Ich bekam das ersehnte Geschenk und fühlte das Herz dahinter. Die tiefe Wahrheit des Fests: es geht ums Schenken. Gott wird ein Mensch und schenkt sich uns Menschen. Die Engel singen es den Hirten vor: „…euch ist heute der Heiland geboren…“ Für euch liegt das Kind in der Krippe. Gott verschenkt sich an alle Menschen. Jede und jeder ist als Mensch von Gott geliebt. Damit ich das verstehe und spüre, macht Gott sich als Menschenkind zum Geschenk. Er wird mein „Heiland“: macht wieder heil, was kaputt war – meine Seele wird heil, weil sie sich geliebt weiß; und einst wird auch diese kaputte Welt wieder heil, wenn alle akzeptieren: jedem Menschen gilt Gottes Wohlgefallen. Dann wird endlich Friede auf Erden sein. Weil ich das glaube, mache ich mit Geschenken den Sinn von Weihnachten fühlbar. Mit Liebe wird das kleine Geschenk transparent für das ganz große. Also bin ich weiter geradelt, habe meinem Sohn den Stern gekauft. Möge er ihm die Hoffnung leuchten lassen, dass die Liebe noch mehr heilt als die Werkstatt, die mein Auto wieder heilmachte. Nutzen Sie die Zeit bis zum Fest, um letzte Geschenke zu besorgen. Und lassen Sie sich selbst reich beschenken. Frohe und gesegnete Weihnachten!

 

Michael Mertins

Michael Mertins

Superintendent Evangelischer Kirchenkreis Minden

Gott die Anreise erleichtern

Ich fahre durch die Dämmerung. Bald wird es dunkel sein.

Sich sehe beleuchtete Einfahrten, Lichterketten an den Häusern, ein Stern am Giebel.

Ich lasse ich hinter mir, was war: Schönes und Unwegsames. Stelle mich ein auf das, was kommt.

Ein Vers begleitet mich. Er wurde in einer Zeit lange vor Jesu Geburt von Jesaja gesagt wurde:

„Bereitet Gott in der Wüste den Weg; denn siehe, Gott kommt“.

Was passiert, wenn Gott kommt? Sehnsucht wird wach: Danach, dass Dinge heil werden, dass Frieden sich ausbreitet, dass es gerecht zugeht.  

Wo ist Gott, wenn es in mir dunkel ist? Wenn ich Nachrichten schaue? Wenn Gewalt und Not sichtbar wird?

„Siehe, Gott kommt!“ Gott kommt uns entgegen. Gott, der für Licht und Liebe steht, der Frieden bringt, gesund macht und uns staunen lässt. Halten wir Ausschau nach den Spuren davon. Da sind Kinder, die voller Neugier die Welt entdecken. Nachbarn, die übern Gartenzaun plaudern. Ein Krisengebiet, das sich beruhigt. Siehe, Gott kommt. Da kommt was auf uns zu! Eine großartige Begegnung erwartet uns.

„Bereitet Gott in der Wüste den Weg“. In wüsten Zeiten einen Weg für Gott bereiten? Eine Mammutaufgabe! Aber Moment: Gott ist ja auf dem Weg zu uns. Wir tragen nur unseren Teil dazu bei. Eine Aufforderung: Macht mit, denn ich bin unterwegs zu euch. Sorgt dafür, dass Gottes Spuren zu erkennen sind. Kurz: Wir haben da einen Job zu erledigen: Gott die Anreise zu erleichtern. Da wo wir gerade sind, wie es uns möglich ist.

Wie gut, dass das „Bereitet“ sich an Mehrere richtet. Das schaffen wir nämlich nur gemeinsam!

Bereiten wir also nicht nur Plätzchen und gutes Essen vor. Bereiten wir vor, dass Gottes Wege zu seinen Menschen und auch zu uns leichter werden. So kann sich Licht und Liebe ausbreiten, Frieden und Zuversicht wachsen.

Ich komme zuhause an. Am Nachbarhaus sehe ich drei große Sterne. Sie verbreiten ihr Licht in warmen Tönen. Es ist, als ob mir Gott zuflüstert: „Ich bin da“.

Renate Sierig

Renate Sierig

juenger unterwegs

Leben aus Gnade

In diesen Tagen feiert die katholische Kirche das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Ein sperriger Name für ein Fest, das zudem irgendwie abstrakt klingt und scheinbar fernab von unserer Realität ist. Aber der Schein trügt: Der Name des Marienfestes birgt eine wichtige Botschaft für uns Menschen. Wir feiern die Gnade, die Gott uns Menschen bedingungslos schenkt. Seine Gnade resultiert nicht aus menschlicher Arbeit und Tüchtigkeit, sondern einzig und allein aus seiner göttlichen Großzügigkeit und Freigiebigkeit. Der Mensch ist geschaffen aus Gnade!

Am Menschen Maria erwies sich die ganze Fülle der göttlichen Gnade. Maria wird nicht wie wir Menschen aus der Schuld, der Erbsünde, durch Gott gerettet. Maria wird sogar davor bewahrt. Maria ist voll der Gnade. Sie ist das ursprüngliche und reine Konzept vom Menschen, die „ohne Erbschuld empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria“.

„Gnade“ ist seine geschenkte Zuneigung. Aus Gnade wendet sich Gott mir zu. Er meint mich ganz persönlich. Ich soll leben, aufleben, glücklich sein…

Michaela Langner

Michaela Langner

Gemeindereferentin der kath. Kirche DOM Minden