Nun schon seit mehr als einem Jahr ist durch Corona vieles anders als sonst. So auch in der Kirchenmusik. Wo früher große Chöre in Gemeindehäusern gesungen haben, ist zurzeit Stille. Wo Posaunenchöre Festgottesdienste mitgestaltet haben, sind nun maximal fünf Bläserinnen oder Bläser erlaubt. Alles anders…
Proben finden online statt. Die Kantorei der Christuskirche Todtenhausen/Kutenhausen probt derzeit zum Beispiel unter Leitung von Kreiskantor Nils Fricke für ein Chorkonzert im November online über ZOOM. Aufgrund der durch die Übertragung bedingten Verzögerung sind aber nur der Chorleiter und sein Klavier zu hören. Die Singenden sitzen einzeln zuhause vor dem Bildschirm. Zusammen musizieren geht nicht.
Für Gottesdienste gibt es mittlerweile verschiedenste Ideen: Die einen musizieren in Klein(st)gruppen zu fünft und entdecken ganz neue solistische Talente, die anderen nehmen sich zuhause einzeln auf und schneiden am Ende alles zu einem Chor zusammen. So ist auch das Video von Tookula entstanden: Unter der Leitung von Frauke Seele-Brandt haben die Jugendlichen „gemeinsam“ Thy will be done von Joakim Arenius aufgenommen.
Auf Youtube sind verschiedene Playlists und Aufzeichnungen von Marktmusiken aus der Martinikirche zu finden. Martinikantor Dr. Ulf Wellner hört und aktualisiert regelmäßig spannende Musik zu verschiedenen kirchlichen Festen.
Rund um Ostern 2020 wurde zum „Balkonblasen“ aufgerufen: Zu einer verabredeten Zeit spielte es von Balkons und aus Fenstern gemeinsam „Christ ist erstanden“. Diese schöne Methode wird im Kirchenkreis Minden weiter angewendet: Eine kleine Gruppe in Hille, Hartum, Petershagen etc. spielt immer noch jeden Abend sogenannte „Fensterkonzerte“ – mit immer größer werdendem Publikum, natürlich auf Abstand.
Darüber hinaus sind viele Bläserinnen und Bläser unermüdlich im Kirchenkreis unterwegs; koordiniert von Kreisposaunenwart Lothar Euen spielen sie an Altenheimen, an Krankenhäusern und an anderen Plätzen. So bleibt die Musik lebendig und erlebbar.
Die musikalische Arbeit steht also gar nicht so still, wie es vielleicht manchmal den Anschein hat. Kirchenmusik erklingt auf viele neue Weisen und geht auf ungewohntes Terrain. Daraus kann auch viel Gutes entstehen, das nach dieser Pandemie weiter gepflegt und ausgebaut werden kann.
Trotzdem hoffen die Kirchenmusiker*innen auf das Ende der Corona-Zeit – auf die Wiederaufnahme der Probenarbeit, auf Chor- und Bläserkonzerte. Und ganz besonders freuen sie sich auf den gemeinsamen Gesang im Gottesdienst.
(Beitrag von Kreiskantor Nils Fricke)