„Gleich geht es los. Haltet euch fest!“ Ich erinnere mich noch genau an die Worte des Segellehrers. Bei gut 30 Grad dümpelten wir in einer Flaute auf dem Balaton (Plattensee) in Ungarn. Seit einer gefühlten Ewigkeit war nichts passiert und ich hatte keine Ahnung, wann die Flaute vorbei sein würde. Warum soll ich mich jetzt festhalten? Was sah der Segellehrer, das ich nicht sah? Brav habe ich mich festgehalten und wie er es gesagt hatte, griff eine Böe ins Segel, das Boot ruckte, nahm Fahrt auf und der Segelspaß ging weiter.
Lange habe ich mich gefragt, was der Segellehrer da gesehen hatte. Und tatsächlich: Wenn man ganz genau hinsah, dann bemerkte man, dass das Wasser unterschiedliche Farbtöne hatte, sich die kleinen Wellen an einigen Stellen etwas stärker kräuselten und mit etwas Übung konnte man den Wind „sehen“.
Jesus Christus benutzt im Johannesevangelium im dritten Kapitel den Wind als ein Bild dafür, wie Gott in dieser Welt wirkt: „Der Wind weht, wo er will. Du hörst zwar sein Rauschen, aber woher er kommt und wohin er geht, weißt du nicht.“
Wir sehen nur die Wirkungen des Windes. Wir sehen, wie er die Blätter bewegt oder die Segel füllt. Jesus benutzt dieses Beispiel, um zu erläutern, dass wir Gott mit unseren natürlichen Augen nicht sehen können, aber wir können sehr wohl seine Wirkungen bemerken:
Wenn wir achtsam sind, dann erfreuen wir uns am Wachstum und an den Farben der Natur und danken dem Schöpfer dafür. Wenn wir freundlichen Menschen begegnen, dann ist es viel leichter, ebenfalls freundlich zu sein. Wenn meine Entschuldigung ankommt und jemand mir verzeiht, dann ist es, als ob ein Fenster aufgeht und frischer Wind hereinkommt.
Für die Ferienzeit wünsche ich Ihnen viel Rückenwind!
Olaf Mohring
Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Minden