Minden. Der Schrei kam unerwartet: Manche der Gäste schreckten sichtlich hoch, als ein lauter Schrei nach dem Segnungsgottesdienst durch die in der Auferstehungskirche an der Kuhlenstraße gellte. Doch die Hauptpersonen des Tages wussten, warum Pfarrer Alexander Möller plötzlich aufschrie. Die Erzieherinnen aus verschiedenen Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Minden feierten den Abschluss der religionspädagogischen Langzeitfortbildung und hatten viel darüber gelernt, wie man religiöse Inhalte den Kleinsten vermitteln kann – einschließlich Alexander Möllers lebhafter und schauspielerisch-dramatischer Methode, Bibelgeschichten zu vermitteln.
Zwanzig Erzieherinnen waren auf die gemeinsame Reise gegangen, 17 hatten die Ausbildung abgeschlossen und sich in den über ein Jahr verteilten Kursen und Lerneinheiten viel wichtiges Rüstzeug für ihre Arbeit angeeignet. In der von Ulrike Barg, Fachberaterin im Verband der Kindertageseinrichtungen, und Katrin Weber von der Evangelischen Erwachsenenbildung organisierten Ausbildung haben sie gelernt, wie sie die manchmal überraschenden Fragen ihrer Schützlinge über Gott und Glauben beantworten können. Zum Abschluss ihrer Ausbildung hatte Ulrike Barg sie zu einem besonderen Segnungsgottesdienst mit Pfarrerin Esther Witte und Superintendent Michael Mertins und mit der musikalischen Unterstützung von Larissa Kniss, Organistin in St. Marien und selbst Kursteilnehmerin, eingeladen.
Religionspädagogik gibt Einsicht in die Tiefe und Weite des Lebens
Hinter den Teilnehmerinnen – männliche Kollegen waren in diesem Ausbildungsgang nicht vertreten – liegen viele Module, in denen sie „Einsicht in die Tiefe und Weite des Lebens“ erhielten, wie Michael Mertins es in seiner Predigt ausdrückte. An ganz unterschiedlichen Orten wurden die Inhalte daher erforscht und entdeckt. So ging es in die Mediothek des Schulreferats, wo die Teilnehmerinnen eigene Themenkisten für die religionspädagogische Arbeit zusammenstellen konnten. Es ging mit einer Coachingeinheit zu persönlichen Glaubenssätzen ins eigene Innere, und über religiöse Grenzen ging es mit Pfarrer Andreas Brügmann bei einem Moscheebesuch. Viele der Kinder in den Einrichtungen der Teilnehmerinnen kommen aus muslimischen Familien, die manchmal bewusst eine evangelische Einrichtung einem konfessionslosen Träger vorziehen. Da hilft es, den Glauben auch dieser Familien kennenzulernen, um zu verstehen, welche Fragen sich aus interreligiösen oder auch einfach interkulturellen Unterschieden ergeben, erklärte Ulrike Barg.
Langzeitfortbildung als Gemeinschaftsleistung im Kirchenkreis
Die Module der Fortbildung brachten Personal aus dem ganzen Kirchenkreis mit an Bord: Involviert waren neben den Kita-Profis Pfarrerinnen und Pfarrer wie Katja Reichling, Frieder Küppers und Mirjam Phillipps und natürlich Alexander Möller mit seinem Ansatz, Bibelgeschichten für Kinder erlebbar zu machen. Dabei wird nicht nur laut geschrien, obwohl es laut Pfarrer Alexander Möller hilft, um Aufmerksamkeit zu halten und Hemmungen zu überwinden. Vielmehr geht es darum, spielerisch und mit allen Sinnen zu erfahren, was denn in den Geschichten der Bibel eigentlich geschieht. Die Methode kam bei den Teilnehmerinnen so gut an, dass sie den Pfarrer aus Lahde direkt um Zusatzkurse in ihren Einrichtungen baten.
Andere Einheiten, an die sich die Teilnehmerinnen gerne erinnerten, befassten sich mit anderen Fokusthemen wie dem von den Erzieherinnen gewünschten Modul zum Beten mit Kindern. Ein ganzer Tag drehte sich nur um Musik: Erst ging es mit dem Kreiskantor Nils Fricke um Stimmbildung, darum, die eigene Stimme zu finden. Danach konnten die Erzieherinnen mit Frauke Seele-Brandt eines der Herzensthemen der Kantorin erkunden: den Gesang mit Kindern. Ob bei Kinderchorprojekten wie der im Sommer anstehenden „Musik für die Schöpfung“ oder auch nur beim gemeinsamen Lied in der Kita: Zusammen zu singen stärkt das Gemeinschaftsgefühl und ist ein wirksames Mittel, um Inhalte zu vermitteln. Dass das auch körperlich aktivieren kann, zeigte Superintendent Michael Mertins im Gottesdienst mit seinem, nach eigener Aussage, Lieblingslied für die Kita-Arbeit aus seiner Zeit als Gemeindepfarrer: Zu „Segne, Vater, tausend Sterne“ wurde in der Auferstehungskirche eine spontane Choreographie eingeübt, bevor die Teilnehmerinnen mit Segen und Kurszertifikat ausgestattet den Tag mit den zahlreich erschienenen Einrichtungsleiterinnen und Familienmitgliedern auf dem Gelände der Diakonie Stiftung Salem feiern konnten.