Minden. Am Sonntag, 4. September 2022, wird das russische Protest-Kollektiv Pussy Riot im  Rahmen seiner Europa-Tour in Minden in der Marienkirche um 20 Uhr ein Konzert geben.

Die regimekritische Polit-Punk-Gruppe aus Moskau erlangte 2012 weltweite Bekanntheit mit ihrem „Punk-Gebet“ in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale. Der Aktion folgte ein international stark kritisierter Gerichtsprozess, an dessen Ende drei der beteiligten Frauen zu jeweils zwei Jahren im Arbeitslager verurteilt wurden.

Die Show „Riot Days“ basiert auf dem gleichnamigen Buch der Aktivistin und Frontfrau Maria „Masha“ Alyokhina, in dem sie ihre persönliche Geschichte als Performerin bei Pussy Riot erzählt. Die Aufarbeitung dieser Erfahrung, das Leben in einem russischen Lager, der Kampf gegen Repression wird in diesem Stück verarbeitet und ist ein Cross-Over aus Konzert, Videoprojektion, Kundgebung und Theater. Elektrische Sounds, Sprechgesang und Live-Musik erzählen eine Geschichte von Widerstand, Repression und Revolution. Die lyrischen Songs des Kollektivs behandeln die Themen Feminismus, LGBT-Rechte und die Opposition gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den die Gruppe als Diktator bezeichnet.

„Die politische Situation in Russland im Jahre in 2022 wird immer restriktiver und es ist wichtig, dem Protest von Pussy Riot, vor allem im Ausland, eine Stimme zu geben. Nationale kritische Medien sind in Russland verboten. Ein Protest, nur allein mit dem Buch ‚Krieg und Frieden‘ in der Hand, führt zu einer vierwöchigen Gefängnisstrafe“,  sagt Maria Alyokhina. Im Frühjahr 2021 wurde sie unter Hausarrest gestellt, aus dem sie spektakulär fliehen konnte, um über Belarus und das Baltikum nach Westeuropa zu gelangen. Sie hatte in den sozialen Medien Beiträge zur Unterstützung des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny veröffentlicht.

Maria Alyokhina erhielt 2014 von der Heinrich-Böll Stiftung und dem Senat der Freien Hansestadt Bremen den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken. Damit werden Personen auszeichnet, deren Wirken und Werke in der Tradition Hannah Arendts zu öffentlichem politischen Denken und Handeln beitragen. Der Preis wird vergeben an Personen, die das „Wagnis Öffentlichkeit“ auf sich genommen haben und das Neuartige in einer scheinbar sich linear fortschreibenden Welt erkennen und mitteilen.

Ein wichtiges Anliegen ist den Mitgliedern von Pussy Riot, die Ukraine zu unterstützen.

Die Band fordert in ihrem Programm zur Unterstützung eines Kinderkrankenhauses in Kiew auf. Die Bandmitglieder selbst spenden den Großteil ihrer Merchandise-Einnahmen für diesen Zweck.

Nach dem Ukraine-Benefiz-Konzert in vier Mindener Kirchen im April diesen Jahres, dessen Reinerlös dem „Fluchtpunkt Martinihaus“, einer Anlaufstelle für u.a. vertriebene Menschen aus der Ukraine, gespendet wurde, organisiert der Evangelische Kirchenkreis Minden, zugunsten der Anlaufstelle, ein weiteres Konzert, dieses Mal mit Pussy Riot. Auf ihrer aktuellen Europa-Tournee spielte das Künstler- und Protest-Kollektiv unter anderem in der Elbphilharmonie in Hamburg, im Berliner Funkhaus und an diversen weiteren Orten stets vor ausverkauften Haus. Nun kommen die russischen Regime-Kritikerinnen nach Minden.

Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es beim express-Ticketservice, Obermarktstr. 26-30, 32423 Minden oder online unter https://mt.leoticket.de/365c0f28-d9d3-4acb-a4ef-b30f73c36fe0.

Das Konzert am 4. September in der St.-Marien-Kirche beginnt um 20 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr.

 

(Beitrag von Oliver Roth / Evangelischer Kirchenkreis Minden, Foto: Denis Sinyakov)