Minden. Viel ist in Bewegung beim Evangelischen Kirchenkreis Minden. Auf der Synode, die am vergangenen Samstag im Mutterhaus der Diakonie Stiftung Salem stattfand, wurde das schon im traditionellen „Bericht des Superintendenten“ deutlich, der üblicherweise am Beginn jeder Synode steht.
Angesichts zahlreicher Kirchenaustritte, immer knapper werdender finanzieller Mittel und strenger Vorgaben der Landeskirche stellt sich Kirche im Mindener Land in mehreren Bezügen neu auf. Gemeindegrenzen verlieren an Bedeutung, die Kooperation in den vor zwei Jahren gegründeten vier „Planungsräumen“ wächst. Auf Verwaltungsebene schließen sich die Kirchenkreise Minden, Herford, Lübbecke und Vlotho zusammen, so dass die meisten Verwaltungsmitarbeiter*innen des Kirchenkreises ab Januar 2026 ihren Arbeitsplatz in Herford haben werden. Ein Umzug steht auch der Superintendentur bevor, dem KiTa-Verband und den Synodalen Diensten wie zum Beispiel der Jugendarbeit, der Flüchtlingshilfe und dem Schulreferat. Denn die Bauarbeiten im Martinihaus haben Fahrt aufgenommen und voraussichtlich im Sommer kommenden Jahres wird es als neues „Haus der Kirche“ bezugsfertig sein.
Die Kirchenmusik organisiert sich neu, indem sie ein „Teamkantorat“ bildet. Nahezu zeitgleich sind beziehungsweise werden drei traditionsreiche Stellen frei, sodass der Zeitpunkt für eine Neukonzeption günstig ist: Die Kantoren-Stellen an St. Martini und St. Marien sind vakant und der Kreisposaunenwart geht Ende Mai in den Ruhestand. Künftig soll ein Team aus vier „Kompetenzstellen“ mit Schwerpunkten auf erstens instrumentaler und zweitens vokaler Kirchenmusik, auf drittens Bläserarbeit und viertens Kinder- und Jugendchorarbeit entstehen. Die ersten drei Stellen trägt künftig der Kirchenkreis, die vierte – die Chorschule an der Christuskirche – bleibt in der Trägerschaft der St.-Marien-Kirchengemeinde und wird zum Teil vom Förderverein ChorMusik Christuskirche finanziert.
Zusätzlich zu all diesen Veränderungen gilt es in den kommenden Monaten und Jahren, ein besonders dickes Brett zu bohren: Dabei geht es um die Gebäudestrategie, also die Zukunft kirchlicher Gebäude.
Aktuell unterhält der Kirchenkreis Minden insgesamt 27 Kirchen, 30 Gemeindehäuser, elf Gemeindezentren und sechs Kapellen. Jede Gemeinde erhält für jedes dieser Gebäude, das sie zu unterhalten hat, eine Gebäude-Pauschale aus dem insgesamt für den Kirchenkreis zur Verfügung stehenden Kirchensteuer-Aufkommen. Diese Gebäude-Pauschale wird mithilfe eines von der Landeskirche vorgegebenen Schlüssels berechnet. Zurzeit entfallen im Kirchenkreis Minden bereits 37 Prozent der Kirchensteuermittel auf diese Gebäudepauschalen; 63 Prozent stehen für die Gemeindearbeit zur Verfügung. Bleibt der Gebäudebestand so, wie er jetzt ist, kehrt sich das Verhältnis im Laufe der kommenden vier Jahre um. Im Jahr 2029 würden den Gemeinden dann 63 Prozent der verfügbaren Mittel als Gebäude-Pauschalen und nur noch 37 Prozent für die Gemeindearbeit zugewiesen. Das gilt es zu verhindern – auch deshalb, weil die Gebäudepauschalen sowieso schon heute in aller Regel nicht ausreichen, um Kirchen, Gemeindehäuser und Gemeindezentren auf nachhaltige Weise zu unterhalten. Weil das so ist, werden sich die Gemeinden von der einen oder anderen Immobilie trennen oder neue Nutzungsmöglichkeiten finden müssen, zum Beispiel durch die Nutzung und Finanzierung gemeinsam mit anderen Trägern.
Auf der jetzigen Synode ging es zunächst einmal darum, das Ziel und die Eckdaten für diesen Prozess festzulegen. Als Ziel wurde definiert, innerhalb von vier Jahren die Kosten für die Nutzung und Unterhaltung kirchlicher Gebäude um 40 Prozent zu senken. Dabei sei es wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um eine Reduzierung des Gebäudebestands um 40 Prozent handele, betonte der Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, Dietrich Trölenberg. Die Prozentzahl bezieht sich ausdrücklich auf die Betriebs- und Unterhaltungskosten und nicht auf die Gebäude selbst.
Bis zum Frühjahr 2026 haben die vier Planungsräume Minden-West, Petershagen, Hille und Minden-Ost / Porta Nord nun Zeit, ihre Gebäudestrategien festzulegen. Für die Umsetzung veranschlagt der Kirchenkreis vier Jahre.
Ganz bewusst gehe der Kirchenkreis Minden hier einen anderen Weg als viele andere Kirchenkreise, erklärte Superintendent Michael Mertins. „Wir wählen für die Entwicklung der Gebäudestrategie und deren Umsetzung im Kirchenkreis Minden den Weg der maximalen Partizipation von Gemeindegliedern und Leitungsgremien in den Gemeinden, Planungsräumen und im Kirchenkreis“, formulierte er in seinem Bericht. Dieser Weg sei aufwendiger und erfordere deutlich mehr Kommunikation als ein Gebäudekonzept, das „von oben“ vorgegeben würde, verspreche aber den nachhaltigsten Erfolg.