Gehen Sie (noch) zum Gottesdienst?
Als Jugendliche musste ich da hin: nach dem Gottesdienst haben wir uns mit vielen anderen zum Tee getroffen und den weiteren Tag geplant. Die Predigt, die Musik? Egal, wichtig waren die Freunde, die Verabredungen.
Später gab es ein Jugendfrühstück vor dem Gottesdienst – echt früh. Wir waren danach in der Kirche nicht zu übersehen, manchmal auch nicht zu überhören. Der Gottesdienst? Schon gut, aber die Begegnungen waren mindestens genauso wichtig.
Nach und nach haben Gottesdienste sich verändert. Lieder sind moderner geworden, Bibeltexte verständlicher. Tee und Kaffee gibt es inzwischen für alle Generationen. Es gibt die regelmäßigen Gottesdienstbesucher, die sporadischen und die Feiertagsbesucher.
Und dann gab es ….nichts.
Jetzt gibt es Hybridgottesdienste: in kürzerer Form, Gesang nur draußen, der Kaffee fällt weg. Dafür wird alles ins Internet übertragen und viele sehen sich das an.
Gottesdienste hätte ich gerne wieder anders. Lebendiger, mit viel Musik zum Mitsingen, mit guten Gesprächen hinterher. Den Senioren fehlt die Begegnung, die Gemeinschaft, das kann ich gut verstehen. Aber was macht einen guten Gottesdienst aus?
Für regelmäßige Besucher ist der jetzige Gottesdienst nicht so einfach, vieles fehlt, was eigentlich gut tut und wichtig ist. Für andere ist ein Kurzgottesdienst optimal, der Gesang, vielleicht eine Theaterszene, fällt weg.
Dass wir gerade in den Kirchen nicht singen, hat etwas mit Verantwortung zu tun. Für mich gehört dazu, auf die Schwächeren Rücksicht zu nehmen. „Vergesst nicht, dass Gott selbst uns aufgetragen hat: Wer Gott liebt, der muss auch seinen Bruder und seine Schwester lieben.“
Wir verzichten in diesen Monaten auf vieles, was uns vorher selbstverständlich war. Manchmal verlieren wir dabei aus den Augen, warum wir gerade so eingeschränkt leben: weil wir Verantwortung füreinander übernehmen. Gott traut uns das zu, auch im Gottesdienst. Er ist dabei. Sie auch?
Beate Rethemeier
Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen